Von Faial nach São Jorge und der Westen von São Jorge

Zwei Tage Faial sind wirklich knapp, haben aber ziemlich viel Spaß gemacht. Nach der zweiten Nacht mussten wir so schon wieder weiter – dieses Mal ging es zum ersten Mal auf die Fähre.

In den nächsten Tagen ging es für uns weiter mit der Erkundung der Zentralgruppe der Azoren, von der wir nun bereits zwei Inseln kennen gelernt hatten: Terceira und Faial. An diesem Tag ging es für uns weiter nach São Jorge, eine ziemlich schmale, langgezogene Insel, die sich nur 30 km von Faial entfernt befindet.

Auf São Jorge hatten wir wieder drei Nächte geplant – und damit genug Zeit, um auch mal einen Tag Pause zu machen.

Entfernung Stop
Quinta da Meia Eira
38.5409172,-28.6201267,
Horta Port Terminal Passenger Ferry
= 11,5 km in 17 Minuten Fahrtzeit

Fähre nach São Jorge

Nach unserem Frühstück in der Unterkunft ging es für uns also morgens zu 09:00 Uhr zum Fährterminal, welches wir ja bereits zwei Tage zuvor schon gesehen hatten. Hier konnten wir wie gewohnt unser Auto abgeben und auch unser Gepäck aufgeben, sodass wir die großen Koffer nicht selbst auf die Fähre tragen und ein Auge darauf haben mussten.

Pünktlich um 09:00 Uhr konnten wir auf die Fähre gehen und das Schiff legte einige Minuten später in Richtung São Jorge ab.

Das Ablegen aus Horta war echt malerisch, die Stadt vom Wasser aus zu sehen, ist echt toll, wie man auch auf unserem Zeitraffervideo vom Ablegen sehen kann.

Ankunft in Velas, São Jorge

Entfernung Stop
Portão do Mar | Hafen in Velas
6 km in 15 Minuten
Cantinho das Buganvilias
4 km in 5 Minuten
Aussicht über Velas
2 km in 5 Minuten
Ermida Nossa Senhora do Livramento
0,7 km in 3 Minuten
Charlie's Place
50 m in 1 Minute
Eurovelas - Compre Bem
1 km in 3 Minuten
Miradouro do Canavial
12 km in 25 Minuten
Vigia da Baleia
250m in 2 Minute
Farol dos Rosais
13,5 km in 25 Minute
Mini Mercado in Beira
5,5 km in 10 Minute
Cantinho das Buganvilias
= 46 km in 01:34 Stunden Fahrtzeit

Die Fähre ist dann pünktlich eine Dreiviertelstunde später am Hafen in Velas, der größten Stadt auf São Jorge, angekommen.

Hier am modernen Hafen haben wir wieder unseren gewohnten Citroën C1 von Autatlantis bekommen und konnten damit dann losdüsen.

Losdüsen klingt erst einmal ganz spaßig, ist aber in Velas gar nicht so einfach. Wir wollten wieder als erstes zu unserer neuen Unterkunft fahren, die sich auf der anderen Seite der Bucht befindet, in der auch der Hafen ist. Die Strecke ist natürlich 5 mal so lang, wie die Luftlinie und führt direkt hoch auf den Berg. Bevor wir jedoch hier hoch fahren konnten, mussten wir erst einmal durch das Labyrinth an Einbahnstraßen von Velas finden. Google Maps wollte uns konsequent und wirklich überall in aber auch jede Einbahnstraße falsch herum hinein schicken. Hier muss man echt penibelst aufpassen, Google nicht einfach blind zu vertrauen. Wir haben gerade auf São Jorge die OSMAnd App lieben gelernt. Das Kartenmaterial von OpenStreetMap ist gerade für São Jorge um Welten besser, als bei Google.

Als wir also durch das Labyrinth durch gefunden hatten, ging es auch hier recht schnell ziemlich steil Bergauf, vorbei an einem echt netten Aussichtspunkt auf den Hafen und am Eingang zum botanischen Garten, direkt zur Unterkunft, so komplett ohne über Los laufen und 400 € zu erhalten.

Als wir an der Unterkunft angekommen waren, waren wir erstmal ziemlich ernüchtert. Das Zimmer war schon ziemlich abgeranzt, die Einbauküche stank und die Vorhänge waren vollkommen dreckig. (Mehr zu der Unterkunft gibt es auf der Unterkunfts-Seite). Als wir unsere Koffer abgestellt hatten und zumindest einmal kurz auf der Couch verschnauft hatten, sind wir aber auch schon wieder weiter gefahren, um die ersten Ziele in São Jorge zu besuchen.

Aussicht über Velas

Als erstes sind wir von unserer Unterkunft aus wieder zu dem Aussichtspunkt gefahren, an dem wir schon auf dem Hinweg vorbei gekommen waren. Wir hatten mal wieder richtig Glück mit dem Wetter, sodass wir nicht nur die beiden Seiten der Bucht – also sowohl unsere Unterkunft als auch den Hafen –, sondern auch wieder bis nach Pico sehen konnten.

Velas kam uns von hier oben etwas eingeengt vor. Die Ebene, in der die Stadt liegt, sieht zumindest im Vergleich zu den anderen Orten, die wir bisher gesehen hatten, ziemlich dicht bebaut aus. Trotzdem hat der Ort seinen dörflichen Charme nicht verloren.

Ermida Nossa Senhora do Livramento

Eigentlich war das nächste Ziel, das wir auf unserem Plan hatten ein ominöser Miradouro do Morro Das Velas. Der Morro Grande ist wieder ein Berg, der als Halbinsel vor der eigentlichen Stadt im Meer liegt. Der drastische Unterschied ist ist jedoch, dass es keine echte Straße gibt, die hier hoch führt.

Auf OpenStreetMap ist eine nicht asphaltierte Straße angedeutet, die von der Kirche Ermida Nossa Senhora do Livramento startet und dann den Berg hinauf führt, wo Google Maps oben den Miradouro ausweist. Spoiler: Hinter der Kirche kommt nix mehr. Nüx.

Die Kirche selbst ist aber etwas erhöht gebaut, sodass man hier einige Treppenstufen hinauf laufen kann und trotzdem einen Blick über Velas bekommt, wenn auch einen nicht so überzeugenden. Die Kirche, die, wenn man ehrlich ist, auch nur eine Kapelle, macht jetzt auch nicht sonderlich viel her.

Die echt knallige Sonne an diesem Tag hat uns jetzt auch nicht sonderlich motiviert, hier noch weiter zu suchen und den Berg zu Fuß zu besteigen. Stattdessen haben wir eher Hunger bekommen und haben auf die Schnelle noch ein Restaurant in Velas herausgesucht, in dem wir eine Kleinigkeit zu Mittag essen konnten.

Charlie’s Palace

Das kleine Restaurant Charlie’s Palace liegt ziemlich zentral in Velas, in direkter Nachbarschaft zu einem Supermarkt. Auf Google Maps hatten wir ein paar Bilder von ganz passablen Burgern von dem Lokal gesehen, sodass wir die zwei Minuten durch das Einbahnstraßenlabyrinth von Velas in Kauf genommen haben, um uns für den weiteren Teil unserer Tour über São Jorge an diesem Tage zu stärken.

Das Restaurant sah von außen gar nicht schlecht aus, jedoch ist das primäre, was uns von diesem Restaurant hängen geblieben ist, der starke und penetrante Geruch, der entsteht wenn frischer und abgestandener Zigarettenrauch sich vermengen. Hier durfte man anscheinend noch im inneren rauchen. Neben der weniger überzeugenden Luft lief in einem Fernseher eine Telenovela. Portugiesische Telenovelas sind offenbar wirklich so, wie sie in Filmen dargestellt werden. Man muss den Text gar nicht verstehen, um das Klischee zu verstehen, das die Schauspieler rüberbringen. Ziemlich guter Job, wenn man da mal drüber nachdenkt.

Die Bedienung, die sich sichtlich freute, dass sie nicht nur einheimische Gäste bedienen durfte, war wirklich nett und das Essen war gar nicht schlecht. Gerade vor diesem Hintergrund ist es wirklich schade, dass das Ambiente nicht mithalten konnte.

Nachdem wir beide unsere Burger mit Pommes (…die aber nicht gut durch waren) aufgegessen hatten, haben wir recht zügig bezahlt und sind noch kurz in den Supermarkt um die Ecke gesprungen.

Miradouro do Canavial

Um an diesem Tag nicht mehr ewig fahren zu müssen, hatten wir uns dafür entschieden, “nur” noch den Teil der Insel zu besuchen, der sich Nordwestlich von Velas befindet, wobei Velas selbst schon ziemlich weit im Nordwesten liegt.

Aus Velas heraus führen im Prinzip nur zwei Straßen: Neben der einen Straße, die nach Südwesten führt und über die wir schon zwei Mal gefahren sind, gibt es auch eine zweite Straße, die direkt nach Nordwesten führt. Über diese Straße haben wir Velas verlassen und sind aber ziemlich schnell, als wir wieder etwas an Höhe gewonnen hatten, am Miradouro do Canavial angehalten. Von hier aus hatten wir tatsächlich noch eine schöne Aussicht auf das Fußballfeld von Velas und links davon den Morro. Rechts hatten wir einen tollen Blick auf eine große Steilklippe. Viel von Velas selbst kann man hier gar nicht mehr sehen, weil der Blick nach links schon durch die Berge eingeschränkt ist.

Auf dem Weg weiter nach Nordwesten kamen wir erst noch durch ein paar kleine Orte, bis irgendwann nach rechts der Parque Florestal das Sete Fontes ausgeschildert war. Das ist ein Park, von dem wir schon einiges gehört hatten. Sowohl in unserer Vorrecherche haben wir den Park gefunden, als auch an der Touristeninformation am Hafen haben wir den Tipp bekommen, doch diesen Park zu besuchen. Nachdem der “Jardim Botânico do Faial” am Vortag allerdings so ein Reinfall war, waren wir nicht mehr sonderlich motiviert, durch den Park zu laufen, weshalb wir unsere Fahrt in den tiefen Westen von São Jorge fortgesetzt haben.

Vigia da Baleia

Im Internet hatten wir im Vorfeld herausgefunden, dass es irgendwo an der Südküste kurz vor dem verlassenen Leuchtturm, der ganz im Westen steht, ein alter Walbeobachtungposten steht. Die Walbeobachtungposten, die lange Jahre für den Walfang genutzt wurden, gibt es an vielen Orten auf den Azoren und bieten natürlich immer einen weiten Blick über das Meer. Um diesen Posten zu finden, sind wir die ganze Zeit über die Straße im Süden der Insel gefahren, die, nachdem wir an der Abbiegung zum Park vorbei gekommen waren, ganz langsam aber kontinuierlich immer schmaler und schlechter wurde, bis sie irgendwann zu einer Schotterstraße wurde.

Die letzten 5 km sind wir hier durch ewige wunderschöne tiefgrüne Felderlandschaften gefahren, ohne irgend eine Menschenseele zu sehen. Hier bekamen wir wirklich das Gefühl, fernab von jeder Zivilisation zu sein. Erst als wir nach eben diesen fünf Kilometern, für die wir aber bestimmt 10 Minuten gebraucht haben, an einem kleinen Parkplatz auf der linken Seite ankamen, konnten wir das erste Mal wieder eine gepflasterten Treppe sehen. Dieser Weg führte hinauf zu unserem Ziel: dem Walbeobachtungposten, oder portugisich: Vigia da Baleia.

Einige Treppenstufen später – gar nicht mal so wenige – haben wir dann das kleine weiße Gebäude erreicht, das früher am Anfang einer langen Kette an Ereignissen stand, an dessen Ende ein Wal starb.

Das Gebäude hier ist diesmal etwas größer, zumindest im Vergleich zu dem Posten in Terceira, den wir ein paar Tage zuvor gesehen hatten. Vom Aufbau unterschieden sich die beiden Gebäude aber nicht: Ein Raum mit sehr lang gezogenem, schmalen Sichtfenster auf das Meer. Hier in São Jorge wurden jedoch noch Infotafeln an den Innenwänden aufgehangen.

Außen am Gebäude gab es noch eine Treppe, die auf das Dach des Walbeobachtungpostens führte. Von hier aus hatte man nochmal eine viel bessere Sicht auch ins leere Inselinnere, dorthin wo wir schon zuvor keine Menschenseele gesehen hatten.

Weiter Richtung Nordwesten konnte man von hier super gut den alten Leuchtturm sehen. Der nur noch wenige hundert Meter entfernte Leuchtturm war nun auch unser nächstes Ziel.

Farol dos Rosais

Der Nordwesten von São Jorge gehört komplett zur Gemeinde Rosais, so wird auch die Klippe im Nordwesten Ponta dos Rosais genannt. Ebenfalls passend heißt der Leuchtturm, portugisich: Farol, im Nordwesten der Insel Farol dos Rosais.

Vom Walbeobachtungposten war die Fahrt hierhin wirklich ein Katzensprung; verfahren konnten wir uns hier nicht mehr.

Die Straße endet hier in einer Sackgasse, an dessen Ende ein ausreichend großer Parkplatz war. Angrenzend an dem Parkplatz standen zwei große Betonpoller, die die Weiterfahrt in Richtung Leuchtturm unterbanden – und als Träger von riesigen Warnhinweisen und Hinweisschildern fungierten. Die Schilder haben uns aber auch hier nicht abgeschreckt, etwas näher an den Leuchtturm zu gehen. Natürlich mit der gebotenen Vorsicht.

Das Leuchtturmgelände hier ist wirklich riesig und imposant. Vor dem eigentlichen (ziemlich großen) Gebäude, in dem sich auch der Leuchtturm befindet, standen sowohl auf der linken, als auch auf der rechten Seite noch eigene, kleinere Gebäude, von denen die Witterung allerdings nicht mehr allzu viel übrig gelassen hatte. Das Gebäude, aus dem auch der Leuchtturm hinaus ragte, hingegen war noch einigermaßen in Schuss.

Das Gebäude – symmetrisch in zwei Flügel aufgeteilt: einen, der sich links vom Leuchtturm befindet, und einen rechts vom Leuchtturm. Durch den rechten Gebäudeteil konnte man hindurchgehen, bis auf die Freifläche hinter dem Gebäude. Die vielen Schmierereien und eingekratzten Schriften im Inneren des Gebäudes zeigten, wie viele Menschen hier bereits die Ruinen besucht hatten. Aber neben den Schriften an den Wänden wurden die Wände allmählich ganz schön Grün. Naturgewalt trifft auf Mensch – es bleibt faszinierend.

Beim Verlassen des Leuchtturm-Grundstücks fällt noch auf, dass neben der (auch zeitlich) allgemeingültigen Parole FCK NZS auch irgendwer CONA VIRUS (sic!), an einen Poller gesprüht hatte. So menschenleer wie an diesem Nachmittag kann es hier also nicht immer sein, so alt konnte dieses Graffiti nämlich noch nicht sein.

Mini Mercado in Beira

Die Sonne knallte übrigens die ganze Zeit über ziemlich stark – und wir hatten unseren Pflichtteil des Tages nun abgeschlossen. Wir hatten nun also endlich mal Zeit und Lust für die Kür: Ein Eis zu essen.

Auf dem Rückweg vom Leuchtturm haben wir uns also einen kleinen Supermarkt herausgesucht, an dem wir noch kurz halten wollten, um Eis zu kaufen. Wir haben uns für den Mini Mercado in Beira entschieden, einem kleinen Ort mittig auf dem Berg zwischen Südwest und Nordostküste, ungefähr auf der Höhe von Velas. Von hier aus musste das Eis nur noch gute 5 Minuten durchhalten, ohne zu schmelzen, die wir benötigten, um an unserer Unterkunft anzukommen.

Mit dem Eis haben wir es uns unter einem eigenen Sonnenschirm, den jedes Bungalow der Unterkunft hatte, auf unserer eigenen kleinen Terrasse gemütlich gemacht. Der Pool war auch direkt neben unserem Bungalow, sodass auch ein Sprung ins Wasser an diesem Nachmittag noch drin saß. Kür halt 😉