Highlights um Sete Cidades
Nach einer super entspannten ersten Nacht im gefühlten Luxushotel ging es für uns an unserem ersten vollen São-Miguel-Tag erst einmal zum Frühstück. Dieses Hotel war das einzige Hotel, das trotz Corona ein Buffet anbot; alle Gäste mussten jedoch für jeden Gang zum Buffet Einmalhandschuhe und Mund-Nasen-Schutz anziehen.
Das einzige Manko an diesem Hotel war für uns tatsächlich das Frühstück: Egal wie toll die Auswahl hier war, alles war leider kalt – seien es die Pancakes, das Rührei oder die Bohnen. Natürlich ist das aber jammern auf hohem Niveau.
Quad Biking Tour - Sete Cidades von Ponta Delgada (halber Tag)
Schon aus Deutschland heraus haben wir uns überlegt, auf den Azoren nochmal eine Quad-Tour zu machen. Unsere erste Quad-Tour in der Karibik hatte uns so gut gefallen, dass wir das gerne wiederholen wollten. Laura hatte auf Tripadvisor für São Miguel einen Anbieter gefunden, der Quad Touren anbot, die komplett um die Seen bei Sete Cidades (gesprochen: Set Sidatsch) herum verliefen und einen halben Tag dauern sollten. Da wir nicht 100%ig sicher waren, wohin uns diese Tour überall führen sollte, hatten wir sie direkt auf unseren ersten Tag auf dieser Insel geplant, um die Touren der restlichen Tage so zu planen, dass wir nicht unbedingt irgendwo doppelt hinfahren, sondern so viel wie möglich vom Rest der Insel zu sehen.
Ein paar Tage vor der Tour bekam Laura noch einmal eine Bestätigung vom Veranstalter, der noch einmal mitteilte, wann und wo wir uns treffen sollten, um mit der Tour zu starten. Hier war praktischerweise eine Adresse vermerkt, die sich gar nicht allzu weit von unserem Hotel entfernt befand – was wir aber zunächst nicht weiter hinterfragt hatten.
Erst als wir an diesem Morgen hier hin gefahren sind und irgendwo mitten in einem Wohngebiet landeten, wurden wir etwas skeptisch. Die richtige Hausnummer haben wir irgendwie auch gar nicht gefunden. Bei Tripadvisor stand auch, dass die Azores Outdoor Activities, bei der wir die Tour gebucht hatten, in Ponta Delgada sitzen sollten – wir befanden uns aber gerade noch im Norden der Insel!
Wir sollten laut E-Mail um 09:00 Uhr morgens hier sein und als wir um 08:50 Uhr hier angekommen waren, war hier tatsächlich überhaupt nichts, das nach Quad-Tour aussah. Als um 09:00 Uhr immer noch nichts auszumachen war, haben wir einfach mal bei der Kontakttelefonnummer angerufen, um nachzufragen, ob wir an der richtigen Adresse seien. Wir hatten irgendwie etwas das Gefühl, dass wir ihn aus dem Bett geklingelt haben. Der Mensch am anderen Ende der Leitung bestätigte aber, dass wir an der richtigen Adresse wären und erbat noch ein paar Minuten Geduld. Ein bisschen weird war die Situation hier schon.
Irgendwann hörten wir schon ein paar Motoren aufheulen und dachten uns schon, dass es sich hierbei um Quads handeln könnte – aber gesehen hatten wir immer noch nichts. Mit fast einer Viertelstunde Verspätung kam dann der Mitarbeiter des Ausflugsveranstalters in unsere Richtung und holte uns ab. Wir standen nur ein Haus weiter mit unserem Auto auf einem Seitenstreifen.
Er erklärte, dass es offenbar ein Missverständnis gegeben hätte und seine Auftraggeber gesagt hätten, dass es an diesem Tag keine Tour gäbe, aber wir natürlich jetzt mit ihm fahren könnten. Er machte mit uns noch eine kurze Einweisung in die Quads (ja, ich schreibe immer Quads, aber eigentlich waren es ATVs). Als wir ihm sagten, dass wir bereits eine Quad-Tour hinter uns hatten und die Fahrzeuge schon kennen würden, ging es um 09:30 Uhr, also mit einer halbstündigen Verspätung, endlich los auf die langersehnte Quadtour.
Der Tourleiter Filipe fuhr voraus und wir folgten ihm. Vom Quad aus war die Umgebung hier natürlich viel nahbarer und hat uns direkt mehr abgeholt, als auf dem Hinweg zu unserem Hotel am Vortag. Zunächst ging es über ein paar engere Straßen durch die Dörfer und ziemlich schnell waren wir auch schon auf Schotterstraßen unterwegs – wo es so langsam auch richtig Spaß machte, mit den Quads unterwegs zu sein. Immer mal mussten wir von den Schotterstraßen auch durch kleinere Orte fahren, aber man merkte schon: Filipe wusste, welcher Weg auch interessant zu fahren war!
Je weiter wir in die Inselmitte fuhren, desto höher fuhren wir. Mit der Höhe ist auch die Fauna wieder hübscher geworden und wir konnten wieder Hortensien- und Schmetterlingsingwerblüten bestaunen.
Pico da Cruz
Nach ca. einer halben Stunde Fahrt sind wir an unserem ersten Stopp angekommen: dem Pico da Cruz. Filipe erzählte uns, dass der Berg übersetzt Kreuzberg heißen würde und es sich hierbei um den höchsten Berg im Sete Cidades Gebiet handeln würde. Von hier oben hatten wir wirklich eine tolle Aussicht, die offenbar auch Queen’s View genannt wird. An diesem Tag hatten wir auch wirklich Glück – wir kannten ja die Wolkenproblematik schon von anderen Inseln. Unser Tourleiter erzählte auch, dass die Sicht hier oben häufig echt miserabel sei. Wenn die Sicht aber gut sei, könne man von hier selten sogar bis nach Pico sehen. Das bewies er mit einem Handyfoto. Ganz so viel Glück hatten wir nun nicht, konnten aber bis zum Ende des Sees von Sete Cidades sehen.
Hier oben zum Pico da Cruz gibt es übrigens keine Straßen – entweder muss man zu Fuß hier hoch wandern oder tatsächlich mit dem Quad fahren. Die Aussicht ist also schon etwas besonderes!
Miradouro das Cumeeiras
Der Pico da Cruz war ja die höchste Stelle, sodass wir von hier aus ein ganzes Stück bergab fahren mussten. Das war tatsächlich ziemlich spannend, weil bei den ATVs die Motoren ausgingen, wenn man zu lange mit ihnen den Berg herunterrollte. Um das zu verhindern, musste man tatsächlich bergab auch immer mal Gas geben.
Unser nächster Stopp war nach weiteren zwanzig Minuten Fahrt der Miradouro das Cumeeiras, ganz im Norden des größeren, blauen Sees Lagoa Azul. Der Aussichtspunkt lag zwar nicht mehr so hoch, aber dafür lag im Vordergrund direkt der große tiefblaue See, in dem sich die Wolken wunderbar spiegelten.
Der Aussichtspunkt ist insgesamt wieder ganz nett angelegt. In der Mitte gab ein paar Hocker und einen Tisch aus Beton und eine kleine Grillstelle am Rand. Zum Abgrund hin gab es eine hüfthohe Mauer, über der Schmetterlingsingwer wuchs.
Von diesem Miradouro aus hatten wir auch einen tollen Blick aus der Ferne auf den kleinen Ort Sete Cidades, der direkt an der Verbindungsbrücke zwischen den beiden Seen Lagoa Azul (der “blaue See”) und Lagoa Verde (der “grüne See”) liegt.
Jardim da Lagoa Azul
Unsere weiter Fahrt führte uns erst wieder ein ganzes Stück bergab, bis wir wieder auf eine größere Straße abgebogen sind. Über diese Straße sind wir dann einmal quer durch den Ort Sete Cidades gefahren um von hier aus über die Brücke zwischen den beiden Seen hindurch zu fahren.
Danach sind wir wieder nach links abgebogen, um ein ganzes Stück über eine schmale Schotterstraße nah am See zu fahren. Ganz am Ende dieser Schotterstraße lag ein Park, der Jardim da Lagoa Azul, an dem auch einiges los war. Hier gab es auch einen kleinen Parkplatz; offenbar fährt man tatsächlich auch mit dem Auto hier hin, obwohl wir uns nicht wirklich vorstellen können, dass die Straße wirklich ideal mit dem Auto zu befahren ist. Mit dem Quad hat es dafür umso mehr Spaß gemacht.
Miradouro da Vista do Rei
Vom kleinen Park unten am See ging es dann die ganz gewöhnliche Hauptstraße den Berg wieder hinauf. Hier sind wir noch bis zu einem der wohl bekanntesten Aussichtspunkte über die Sete Cidades Region gefahren, wo wir unseren letzten Stopp gemacht haben: den Miradouro da Vista do Rei, der Königs-Aussicht, oder englisch King’s View. Nachdem wir den Tag an der Queen’s View praktisch begonnen haben, endete unsere Fahrt um die Seen an der King’s View.
Am Miradouro da Vistao do Rei gab es einen richtigen Parkplatz, auf dem wir unsere Quads abgestellt haben und hier sind wir auch ein paar Schritte von den Fahrzeugen weg gelaufen. Da hier jedoch relativ viel los war, ist Filipe recht zügig zu den Quads zurück gelaufen, um doch ein Auge darauf zu werfen.
Praktisch war an diesem Miradouro vor allem, dass es hier eine öffentliche Toilette gab; die erste auf der ganzen Strecke.
Der Miradouro liegt in einer 180°-Kurve, in dessen Mitte ein verlassenes Hotel steht. Das Hotel ist offiziell gesperrt, wobei sich auch hier einige Menschen aufhalten und die mystische Atmosphäre dieses riesigen Gebäudes einsogen. Wir hatten gehört, dass seit neuestem ein chinesischer Investor das Gebäude gekauft hatte und hatten uns gefragt, ob der Zutritt jetzt irgendwie strenger kontrolliert werden würde, was Filipe jedoch verneinte. Das alte Hotel war nämlich auch noch ein Ziel, das wir auf jeden Fall besuchen wollten.
Von hier aus sind wir auf ziemlich direktem Wege wieder zurück zum Ausgangspunkt gefahren. Diesmal haben wir aber andere Straßen genommen, als auf dem Hinweg, sodass wir noch etwas mehr von der Insel sehen konnten. Die Straßen auf dem Rückweg waren aber weniger Schotterpisten sondern regulär asphaltierte Straßen. Die paar Schotterpisten, über die wir noch befahren sind, haben wir dafür aber umso mehr ausgenutzt. 😉
Hotel
Kurz vor 13:00 Uhr waren wir wieder im Hotel. Nach der Fahrt waren wir nämlich vollkommen dreckig und mussten erstmal unter die Dusche springen. Im Hotel haben wir uns dann überlegt, wie wir den restlichen Tag gestalten wollten. Wir hatten auf jeden Fall erstmal noch etwas Hunger – und Laura den passenden Einfall dazu. Zwei Orte weiter gab es nämlich die Tuká Tulá Bar, von der Sie bereits gelesen hatte. Das wollten wir mal ausprobieren.
Tuká Tulá - Bar
Die Tuká Tulá Bar liegt direkt am “Strand von Santa Bárbara”, bzw. portugiesisch: Praia do Areal de Santa Bárbara, der sich direkt am Anfang von Ribeira Grande befindet. Ribeira Grande war der erste größere Ort westlich unseres Hotels an der Nordküste von São Miguel.
Vor dem Strandbereich gab es einen großzügigen Parkplatz, auf dem locker 50 Autos Platz hatten. Direkt neben dem Parkplatz lag noch eine große Klippenlandschaft, für die wir aber gerade keine Augen hatten, unser Ziel war ja ein anderes. Hinter dem Parkplatz befanden sich nämlich zunächst einige kleine Gebäude – zu vorderst die Tuká Tulá Bar und dahinter unter anderem noch eine Surfschule.
Die Bar hat einen großzügigen Terrassenbereich, der an diesem Mittag eine eigene Einlasskontrolle hatte. Es gab ein Absperrband, das Gäste davon abhielt, einfach auf die Terrasse zu rennen. Natürlich haben wir uns auch daran gehalten und zunächst gefragt, ob denn ein Platz für uns frei war. Wir hatten tatsächlich Glück, dass gerade jemand bezahlte und wir bald an einem der raren freien Tische sitzen durften.
Die Bar, die auch ein ziemlich gutes Restaurant ist, hat übrigens keine richtige Fischkarte. Auf der Karte steht, dass man den Kellner fragen soll, welcher Fisch gerade da ist. Auf Nachfrage kam dann ein Mitarbeiter mit einem Fisch-Buch und zeigte uns dort die Fische, die gerade im Angebot waren. Die Auswahl war tatsächlich ziemlich groß – von ganzem Fisch zum selbst zerlegen bis zu Filets von verschiedensten Fischen wurde hier alles angeboten.
Während wir auf das Essen warteten konnten wir uns noch etwas umsehen. An der Terrasse gab es noch eine kleine Bühne, auf der aktuell auch Tische standen. Wahrscheinlich ist der ganze Bereich hier, wenn gerade mal kein Corona ist, etwas enger gestellt. So wie es jetzt war, war es dafür angenehm luftig. Die Kellner brachten Getränke und Gerichte immer vom kleinen Gebäude gegenüber der Terrasse, wo es auch einen weiteren kleinen Gastraum im Inneren gab.
Das Essen dauerte aber nicht lange, sodass wir schon bald sehr gutes Essen auf dem Tisch hatten. Der Fisch war übrigens perfekt und die Pommes auch mit die Besten, die wir in der bisherigen Zeit auf den Azoren gegessen hatten. Diese “Bar”, die den Titel “Restaurant” auch mehr als verdient hätte, ist sowas von ein Pflichtbesuch auf São Miguel!
Modelo Continente Ribeira Grande
Wir waren zwar am Vortag schon einmal kurz einkaufen, jedoch lag der Supermarkt mitten in der Shopping Mall Parque Atlantico in Ponta Delgada. Hier wollten wir nicht den Groß-Einkauf mit ausreichend Wasser etc. machen, um nicht alles schleppen zu müssen. Da wir nunmal gerade in Ribeira Grande waren, einer größeren Stadt im Norden, haben wir uns dazu entschlossen, noch kurz ein paar Sachen aus dem Supermarkt zu holen.
Continente ist im Rückblick betrachtet die Supermarkt-Kette, die deutschen Supermärkten am nächsten kommt. Das ist zwar dann nichts allzu spannendes, dafür aber recht einfach.
Praca do Emigrante
Auf dem Rückweg vom Supermarkt haben wir noch etwas gesehen, das Laura bereits auf Facebook entdeckt hatte und wo wir tatsächlich etwas länger recherchieren mussten, um herauszufinden, wo sich das befindet: Ein riesiger Globus aus Stein.
Dieser große Stein-Globus steht vor einem neuen großen Hotel, dem Hotel Verde Mar & Spa, das sich ziemlich zentral in Ribeira Grande befindet.
Den Globus mussten wir natürlich noch fotografieren, sodass wir hier nochmal kurz aus dem Auto gesprungen sind. Nicht nur die Perspektive auf den Globus mit dem Meer im Hintergrund war hier richtig schön – auch von hinten fotografiert ist der Blick ein Hingucker. Ein paar Meter hinter der Straße, die hier am Globus entlang läuft, befindet sich nämlich eine alte Fabrik. Mit dem Blick in diese Richtung sind am Horizont die vielen Berge der Inselmitte zu sehen.
Optisch war dieser Ort wirklich ansprechend – aber mehr als dieser Globus war hier halt auch nicht, sodass wir recht schnell weiter gefahren sind.
Miradouro do Pico do Carvão
Nachdem wir am Morgen ja schon auf Quads die Sete Cidades Gegend unsicher gemacht haben, haben wir uns dazu entschlossen trotz der fortgeschrittenen Urzeit (es war inzwischen 16:00 Uhr) noch die letzten Punkte dort anzufahren, um die Gegend auf unserer imaginären ToDo-Liste insgesamt abhaken zu können.
Mit dem Auto kam uns die Fahrt hier hin deutlich länger vor, als mit dem Quad. Das hat aber wahrscheinlich direkt zwei Gründe: Zum einen kann man mit den Quads natürlich viel mehr Straßen befahren – insbesondere auch Abkürzungen zum Sete Cidades; zum anderen ist Quad fahren selbst halt auch spannend und lässt die Zeit schneller verstreichen.
Der erste Stopp nach einer fast halbstündigen Fahrt war der Miradouro do Pico do Carvão. Von hier aus hatten wir eine richtig tolle Sicht auf weite Teile der Nordküste. Bestimmt hatten wir immer noch ultra Glück mit dem Wetter, wir konnten wirklich noch die Küste erkennen, die 30 km entfernt war.
Vor der Küste lagen wieder unzählige kleine Hügel in der weiten Wiese – als würden hier die Hobbits wohnen. Statt Hobbits oder Teletubbies haben wir aber nur Kühe gefunden.
Aqueduto do Carvão
Nachdem wir vom Hotel aus wirklich weit am Stück gefahren waren, waren wir nun langsam in der idyllischen Gegend um Sete Cidades angekommen. Unser nächster Halt, ein altes Aquädukt, war nur 500 m vom letzten Aussichtspunkt entfernt.
Trotz, dass es bereits 16:45 Uhr war, war hier übrigens überall noch recht viel los. Am Aquädukt sind mit uns auch noch zwei deutsche Jungs herumgelaufen, die auch ein paar Fotos machen wollten.
Mit dem Quad waren wir am Vormittag auch schon an einem Aquädukt vorbei gekommen, das jedoch anders aussah, als dieses. Das andere Aquädukt war wahrscheinlich dieses hier. Ehrlich gesagt war das auch noch etwas hübscher, als dieses hier, weil es noch etwas länger war. Leider haben wir das aber zu spät wieder gefunden, sodass wir an diesem Nachmittag nicht noch einmal hier hin gefahren sind.
Aber auch das Aqueduto do Carvão war schon echt schön. Es ist so alt, dass es inzwischen vollständig bewachsen ist. Die grüne Verkleidung lässt das alte Bauwerk richtig mit seiner Umgebung verschmelzen.
Miradouro da Boca do Inferno | Lagoa do Canário
Eigentlich wollten wir nach dem Aquädukt den Miradouro do Pico do Paul besuchen. Die Straße hier hin war jedoch geschlossen. Ob das mit der Urzeit, Corona, dem Wochentag oder der aktuellen Mondphase zutun hatte, vermögen wir aber nicht zu beantworten.
Stattdessen sind wir die Straße weiter gefahren zu unserm nächsten Ziel, dem Miradouro da Lagoa do Canário. Hier am Lagoa do Canário gab es einen kleinen Parkplatz, an dem wir unser Auto abgestellt haben. Einmal quer über die Straße gab es ein Tor, das auf einen breiten Wanderweg führte, der am Lagoa do Canário vorbei führte.
Auf dem Weg gab es an zwei Stellen Schilder, die den Weg hinunter zum See weisten, wobei unser Ziel ja eher ein Miradouro auf den See und nicht der See selbst war. Aus diesem Grund sind wir unbeeindruckt von diesen Schildern einfach noch ein paar Schritte weiter gelaufen.
Der Weg hier war übrigens ziemlich voll – was uns zu Beginn etwas gewundert hatte. Irgendwann fiel es uns aber wie Schuppen von den Augen: dieser Weg war der Weg zu dem wohl bekanntesten Aussichtspunkt auf die Sete Cidades-Seen, der Miradouro do Boca do Inferno. Eher durch Zufall sind wir also zu dem Highlight Miradouro gelaufen.
Der Miradouro do Boca do Inferno ist vom Parkplatz insgesamt aber nur ca. 1,3 km entfernt, sodass der Weg grundsätzlich problemlos machbar war, auch wenn wir uns nicht explizit darauf einstellt hatten. Nach einem Drittel des Weges ist Paul noch kurz zurück zum Auto gelaufen, um zumindest noch die Drohne zu holen. Es wäre zu schade, wenn wir hier ein mal hochlaufen und es uns dann hier an Ausstattung fehlt.
Der Weg führte die meiste Zeit durch den Wald und ist am Anfang auch noch recht eben. Erst hinter dem Lagoa do Canário beginnt eine moderate Steigung, wobei man insgesamt nur 50 Höhenmeter überwinden muss, um zum Aussichtspunkt zu gelangen. Der steilste Teil war aber am Ende der Strecke.
Hier oben angekommen hatten wir zunächst einen bombastischen Blick. Leider war es hier aber immer noch ziemlich voll, sodass wir sogar um 17:45 Uhr zur Corona-Zeit das ikonische Bild des leeren Miradouro do Boca do Inferno vor den Lagoa Secar und Lagoa Azul nicht machen konnten, weil hier immer Menschen standen. Während wir hier oben waren, zogen die Seen aber zu, sodass die Sicht schnell schlechter wurde. Wir haben noch kurz die Drohne heraus geholt, um zumindest versucht zu haben, schöne Luftaufnahmen dieses tollen Ortes zu machen.
Als die Sicht wirklich schlecht geworden war, sind wir wieder umgekehrt. Auf dem Rückweg wollten wir noch alles mitnehmen, was ging und so haben wir den Miradouro da Lagoa do Canário noch einmal gesucht, aber nicht gefunden. Weird, aber egal.
Stattdessen sind wir noch einmal herunter zum See gelaufen. Wie bereits auf dem Hinweg festgestellt, gab es zwei Wege hier herunter. Beide Wege haben Treppen, die bis runter ans Wasser führen. Am Wasser kann man dann entlang laufen und den jeweils anderen Weg wieder nach oben nehmen. Hier unten war es fast unheimlich ruhig. Hier war niemand und man fühlte sich vollkommen ungestört. Als nach wenigen Minuten eine Frau auch hier herunter lief, fühlte man sich schon fast so, als würde man sich gegenseitig in seiner Ruhe stören. Dieser Ort bleibt Paul zumindest eher für seine stille Atmosphäre als für sein Aussehen im Gedächtnis.
Miradouro da Vista do Rei
Zu guter letzt wollten wir noch das verlassene Hotel Monte Palace besuchen, das sich am Miradouro da Vista do Rei befindet. Praktisch waren auch diesmal wieder die öffentlichen Toiletten, die sich hier am Aussichtspunkt befanden. Nach einer kurzen Pipipause haben wir hier noch einmal mit etwas weniger Menschenandrang wie am Vormittag noch die Aussicht genossen.
Unser eigentliches Ziel, das Hotel, befand sich bereits in unserem Rücken und die aufziehenden Wolken verschluckten langsam aber sicher immer mehr Licht (es war nunmal auch schon 18:30 Uhr). Um nicht komplett im Dunkeln in die Ruine zu gehen, haben wir recht zeitig nach einem Eingang in das Hotel gesucht.
Hotel abandonado - Monte Palace
Vom Miradouro aus gab es einige Mauern, die das Hotelgrundstück abgrenzen, die wir niemals hoch gekommen wären. Zunächst sind wir links herum gelaufen und haben nach einer Möglichkeit gesucht, irgendwie ins Hotel zu kommen. Hier konnten wir richtig sehen, wie die Eigentümer der Immobilie an einigen Stellen immer wieder mit Mauern nachgerüstet haben, um unerwünschte Besucher abzuhalten, über die Mauer zu klettern. Hier war also nichts zu holen – auf der linken Seite kamen wir nicht auf das Grundstück.
Als wir auf dem Weg andere Leute trafen, haben wir diese kurzerhand gefragt, ob sie bereits im Hotel gewesen seien und gefragt, wie sie dort hinein gekommen sind. Sie erzählten, dass es auf der rechten Seite ein Tor gäbe, das etwas offen stünde, durch das sie hinein gekommen wären. Das hat unsere Hoffnung wieder aufleben lassen, sodass wir nun auf der rechten Seite des Hotels nach einem Eingang gesucht haben.
Auf der rechten Seite kommt man zunächst noch an einem Seitenstreifen für einen Bus vorbei und am verlassenen Hotel gab es zwei Tore, die wahrscheinlich zur Anlieferung gedacht waren. Beide Tore waren jedoch komplett verschlossen. Neben den Toren führten ein paar Trampelpfade hinauf zum ummauerten Fundament, auf dem das Hotel stand. Auch hier waren die Mauern aber so hoch, dass es keine Chance gab, auf das Grundstück zu gelangen.
Etwas enttäuscht wollten wir schon fast wieder umdrehen. Der letzte Strohhalm war jedoch, noch ein paar Schritte weiter zu laufen, um uns das Hotel von hinten anzuschauen. Und siehe da: noch ca. 50 m weiter konnten wir von hinten auf das Hotel schauen und dort gab es noch weiteres großes Tor, das den Weg zum Haupteingang des Hotels versperren sollte. Das Tor war jedoch ganz offenbar lange nicht mehr begutachtet worden, sodass es mindestens einen halben Meter offen stand, sodass man hier problemlos auf das Grundstück kam. Es war zwar inzwischen 19:00 Uhr geworden und es fing an zu dämmern – das war uns aber egal. Wir hatten endlich den Eingang ins Hotel gefunden!
Hinter dem Tor war ein kleiner Schotterplatz, auf dem ansonsten aber nicht viel war. Hinter dem Platz lag der ehemals überdachte Eingangsbereich des Hotels.
Die Ruine wird ganz offensichtlich viel besucht, überall sind hier auch von außen Graffitis zu sehen. Das Gebäude selbst ist fast nur noch eine einzige Leinwand – so manch einer mag das als Geschmiere abstempeln, aus unserer Sicht ist das aber eher ein einziges Kunstwerk. Tatsächlich würden wir sogar verstehen, wenn man das alles unter Denkmalschutz stellen würde, schon auf dem kleinen Platz hier vor dem Hotel kann man die Magie dieses Ortes spüren.
Durch den Eingang hindurch kommt man zunächst in die große Lobby. Der Raum ist komplett offen bis nach oben und wir konnten die ganzen Balustraden der einzelnen Stockwerke und den großen nicht mehr existenten Aufzug sehen. Auf dem Boden lag jede Menge Schutt. Zunächst sind wir hier im Erdgeschoss in ein paar alte Zimmer gegangen und haben ein paar Fotos gemacht, bis wir die lange Wendeltreppe hinauf genommen haben.
An der Treppe gab es jedoch keine Fenster und bei der aufkommenden Dunkelheit, mussten wir so langsam schon acht geben, wo wir hintraten. Noch war aber alles Ok.
In fast jedem Stockwerk haben wir uns umgesehen und je höher wir kamen, desto grandioser wurde die Aussicht von den Balkonen der Zimmer. Jedes Zimmer hatte übrigens einen Balkon und die Zimmer der Nordseite hatten wirklich einen grandiosen Blick auf die Seen. Eigentlich unvorstellbar, dass sich das Hotel hier nicht gehalten hat bei dieser traumhaften Lage.
Schon am Vormittag haben wir auch Leute auf dem Dach des Hotels herumlaufen sehen. Das wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Zumal es auch immer später wurde und die Lichtverhältnisse im Inneren des Gebäudes immer schlechter wurden. Die Treppe nahe des Haupteingangs des Hotels endete jedoch im obersten Stockwerk und hier gab es keine Möglichkeit, hinauf auf das Dach zu gelangen. Als wir im obersten Stockwerk aber noch etwas suchten, fanden wir ein zweites Treppenhaus, das auch bis aufs Dach führte.
Auf dem Dach gab es ein kleinen gemauerten Bereich, in dem das Treppenhaus endete, an dem übrigens auch ein Fahrstuhlschacht angrenzte. Tatsächlich muss man hier höllisch aufpassen: Der Schacht ist komplett offen – wenn man hier reinfällt, stürzt man direkt bis nach ganz unten!
Oben im Dachgeschoss mussten wir noch über eine hüfthohe Mauer klettern, um auf das Flachdach zu gelangen.
Das Flachdach ist ein riesiger Bereich mit grandioser Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Da es bereits so spät war, waren wir tatsächlich auch schon komplett allein hier. Überhaupt war, als wir ins Hotel hinein gingen, lediglich noch ein weiteres Paar hier, das aber kurz nach unserem Eintreffen das Hotel wieder verlassen hatte.
Vom Dach aus ist die Übersicht über das gesamte Gebiet hier grandios. Sowohl den Parkplatz am Miradouro Vista do Rei, die Seen Lagoa Azul und Lagoa Verde und auch den Wald in Süden kann man hier super überblicken.
Auf dem Dach gab es offenbar zu Betriebszeiten des Hotels noch eine kleine Bar – zumindest gab es noch ein weiteren gemauerten Bereich mit einem kurzen Tresen. Die Seiten des Daches waren übrigens mittelgut gesichert. An den meisten Stellen gab es auch hier hüfthohe Wände.
Ein Graffiti hier auf dem Dach fanden wir noch lustig: “Don’t tell any one about the AZORES!!!! They’ll fuck it UP…”. Sorry Mr. Graffitikünstler, diese Inseln sind einfach zu toll, um sie nicht mit anderen zu teilen. Aber die wenigsten Graffitis sind hier Statements wie diese, es gibt auch unzählige – zum Teil sogar ziemlich detailverliebte – Bilder.
Als wir vom Dach aus wieder herunter wollten, wurde es (natürlich) immer dunkler. Aufgrund der miesen Beleuchtungssituation mussten wir uns den Weg tatsächlich mit unserer Handytaschenlampe erleuchten, sonst hätten wir nicht gesehen, wo wir hintraten.
Im Nachhinein haben wir noch gelesen, dass der Keller des Hotels noch ein toller, stimmungsvoller Ort sein solle. Wir haben den aber nicht gesehen, dafür ist es dann zu schnell dunkel geworden bzw. ein bisschen schiss hatten wir auch O:)
Draußen gab es zwar noch etwas Licht, aber jetzt wurde es wirklich dunkel. Wir sind deshalb nach unserem Besuch im verlassenen Hotel direkt zurück zum Auto gelaufen. Am Parkplatz stand um diese Uhrzeit nur noch ein weiteres Auto. Die Menschen, die dazu gehörten, waren aber auch auf dem Rückweg. Offenbar waren sie noch auf den Wanderwegen unterwegs, die man von hier aus gut erreichen konnte. Von hier aus kann man zu Fuß entlang des Lagoa Verde bis in den Ort Sete Cidades laufen. Der Weg wäre ca. 4 km lang – und hat über 300 Höhenmeter.
Auf dem Weg ins Hotel sind die Straßen super ruhig gewesen. Die Azoren schaut man sich aber auch besser im Sonnenschein an.