Der Westen von Terceira
Am Morgen des dritten Tages auf Terceira konnten wir wieder einmal das Hotelfrühstück im Bett genießen. Da kann man sich echt dran gewöhnen. 😉 Wir hatten das Frühstück für diesen Tag eine Stunde früher gebucht und haben damit die beste Entscheidung getroffen: Das Wetter versprach an diesem Tag bombastisch zu werden, der Himmel war auf jeden Fall schon tiefblau und die Sonne schoss ihre ersten Strahlen in unser Zimmer, nachdem wir die Vorhänge zur Seite gezogen hatten.
Zona Balnear das Cinco Ribeiras
Pünktlich um 09:30 haben wir es auch schon zu einer Badezone im Südwesten der Insel geschafft. Strände zum Baden gibt es auf den Azoren nicht wirklich viel, stattdessen gibt es unzählige Zona Balnear genannte Badestellen, die meist mitten in den Klippen liegen. Die Klippen bieten den Vorteil, dass sich hier viele kleine natürliche Pools bilden, die sich immer wieder aufs Neue mit frischem Meerwasser füllen und man so hier, auch ohne der Strömung des Meeres ausgeliefert zu sein, entspannt baden kann.
Die Badestelle Cinco Ribeiras hat einen großen Parkplatz, der neben der Badestellt sowohl an einen Campingplatz als auch an eine kleine Kirche grenzt. Von hier aus sind wir aber direkt zum Wasser herunter gelaufen. Der Parkplatz befindet sich nämlich noch einige Meter (vielleicht 10 Höhenmeter) oberhalb der eigentlichen Badestelle.
Es führen zwei Wege hinunter zum Wasser, einerseits eine Treppe, andererseits eine recht steile Rampe. Da wir an diesem Tag aber noch einige andere Punkte auf dem Plan hatten, hatten wir nicht vor, hier ins Wasser zu springen. Wir haben uns damit begnügt die Felslandschaft hier im Meer zu bestaunen – und natürlich den süßen weiß-roten, vielleicht einen halben Meter hohen, Leuchtturm.
Unten am Wasser gab es mehrere Leitern, die vom betonierten Weg aus direkt ins Meer führten und auch den ein oder anderen Sonnenschirm. Wir hatten wahrscheinlich mit der Uhrzeit eher Glück, dass hier noch nicht allzu viel los war. Mit uns war lediglich ein weiterer Mensch hier, der tatsächlich ins Wasser sprang, als wir hier waren.
Nach dem Besuch der Badestelle unten haben wir oben am Parkplatz noch das ein oder andere Foto aufgenommen. Neben der Kirche ist das eigentliche Highlight von hier oben aber die Aussicht über das Meer und die Bucht.
Miradouro de Santa Barbara
Als nächstes haben wir den Miradouro de Santa Barabara besucht. Santa Barbara ist ein kleinerer Ort im südwesten von Terceira und man hat den Einwohnern hier schon richtig angesehen, dass sie das Auto mitsamt seinen Insassen nicht kannten und dass wir wohl Touristen sind. So richtig Dorf-Flair, irgendwie cool. Hier kennt man sich halt noch.
Von der Hauptstraße sind wir mitten durch das Dorf in Richtung Meer abgebogen, um am Ende zu dem Ort zu kommen, den Google Maps als Miradouro de Santa Barbara kennt. Eigentlich ist ein Miradouro ja nur ein Aussichtspunkt, aber der Ort hier ist so viel mehr: Ein Grillplatz, eine Stierkampfarena, ein Spielplatz, alles mögliche eigentlich. Als wir hier ankamen war unser erster Gedanke ehrlich gesagt: “Spannend! Hier verbringen die Einheimischen also wohl ihre freien Tage”. Die gesamte Anlage, die sich über gute 250 m streckt, machte einen ziemlich tollen Eindruck. Es gab viele Bänke, Tische und Grillplätze, sogar eine öffentliche Toilette und ein überdachtes Gebäude, in dem man bei Regen sitzen könnte.
Das schöne Gelände schloss hinten mit einer kleinen Stierkampfarena ab, in der sich unzählige Geckos tummelten, als wir hier ankamen. Der Parkplatz vorn hat auch ausreichend Platz, um die Autos einiger Familien unterzubringen. Wirklich ein toller Platz zum Zusammenkommen.
Wir finden Stierkampfarenen ja irgendwie spannend und mussten hier erst einmal unsere Drohne auspacken. Die konzentrische Form einer solchen Arena kommt nun mal aus der Luft am Besten rüber. Als wir gerade gestartet waren, hörten wir aber auch schon ein paar kreischende Kinder. Eine Schule hatte offenbar für diesen Tag einen Ausflug hierhin geplant. Da wir aber eigentlich alles gesehen hatten, haben wir Dronny (also unsere Drohne) nach wenigen Fotos wieder eingepackt und haben die Kinder mit ihrem mitgebrachten Fußball in der Stierkampfarena nicht weiter gestört. Obwohl sie eher von unserer Drohne fasziniert waren :)
Am Ende des Parkplatzes gibt es tatsächlich noch einen kleinen Aussichtspunkt, den eigentlichen Miradouro de Santa Barbara. Hier gibt es auch kleine Sitzmöglichkeiten in der Mauer, die verhindert dass man die Klippen hinabstürzt und man entspannt den Blick über den Ozean genießen kann. Und am Horizont, kann man da vielleicht sogar schon etwas São Jorge erkennen?
Kirche und Ruine
In Santa Barbara kurz vor der Freizeitanlage gab es noch eine kleine schnuckelige Kirche, neben der eine nicht minder schnuckelige Ruine stand. Auf dem Rückweg haben wir hier noch einen kleinen Zwischenstopp gemacht. Wir haben hier ein paar Fotos von der Kirche gemacht und sind dann ein paar Schritte durch die Ruine gelaufen. Ruinen wie diese gibt es auf den Azoren reichlich, weshalb diese eigentlich gar nicht so spannend war. Hier steht ein ziemlich robustes Gebäude, sogar mit ziemlich robuster Treppe in den ersten Stock bzw. das Flachdach. In der Küche im Erdgeschoss hingen sogar noch die Fliesen an der Wand – echt schade, dass solche Häuser verlassen werden (mussten?)…
Miradouro da Serra de Santa Barbara
Von Santa Barbara aus kommt man auf den höchsten Berg der Insel, der praktischerweise auch Santa Barbara heißt. Der Weg auf den Berg führt zunächst ein ganzes Stück durch den Wald, bis man die Waldgrenze passiert und dann nur noch an niedrigen Büschen vorbei fährt. Auf den Miradouro de Serra de Santa Barbara zu fahren bedeutet aber auch zumindest die letzten 5 Minuten des Weges das Auto im ersten oder (maximal) zweiten Gang die Serpentinen hoch zu quälen.
An einer Stelle auf dem Weg haben wir eine kurze Pause gemacht, da am Straßenrand ein kleiner künstlich angelegter Teich lag und auch zwei Steinbögen aufgebaut waren.
Oben auf dem Berg befinden sich noch einige Infrastrukturgebäude, die wahrscheinlich zu den vielen Antennen gehören, die hier auch stehen. Wir hatten an diesem Tag, anders als am Vortag, aber richtig Glück mit dem Wetter, sodass wir eine richtig gute Sicht über die Insel von hier oben hatten. Wir konnten von hier ganz gut die Ilheus das Cabras erkennen, die sich fast 20 km entfernt befinden. Wenn man schon einmal auf so einer Höhe wie hier ist, lohnt es sich häufig auch noch einmal die Drohne auszupacken, was wir auch getan haben. Mit der Drohne konnten wir dann noch die typischen mit Bäumen abgegrenzten Felder am Fuße des Bergs sehen.
Wenn wir aber ganz ehrlich sind, hat uns der Ausblick hier aber nicht sooo umgehauen. Ausblicke von Bergen (oder anderen hohen Punkten) aus machen einfach viel mehr her, wenn man an einer steileren Stelle steht als hier. Obwohl der Santa Barbara 1023m hoch ist, schaut man praktisch die ganze Zeit auf die Wiese direkt vor den eigenen Füßen und bemerkt die eigene Höhe gar nicht so stark, was wir wirklich schade fanden.
Recreation Area Doze Ribeiras
Nach dem kurzen Abstecher auf den großen Berg sind wir wieder zurück in Richtung der Hauptstraße gefahren, die einmal außen um die Insel herumführt. Der nächste Ort hinter Santa Barbara ist Doze Ribeiras, in dem es eine große Stierkampfarena gibt. Schon das zweite mal an diesem Tag passt der Name der Sehenswürdigkeit Recreation Area nicht unbedingt zum Ort. Naja sei’s drum, wie der Westfale zu sagen pflegt.
Die Stierkampfarena befindet sich an einem recht steilen Weg, der abermals ein kleines Stück den Berg hinauf führt. Genau diese Steigung haben sich die Konstrukteure der Arena zu Nutze gemacht und für die Ränge genutzt. Insgesamt hatte diese Arena eine ganz andere Dimension, als die kleine Arena, die wir in Santa Barbara gesehen hatten. Hier gab es auch die bekannten Stahltüren, die von den Rängen aus geöffnet werden können, die den wilden Stier in die Arena entlässt. Und der Geruch nach Tierkot in dieser Ecke der Arena lässt auch vermuten, dass sie rege genutzt wird.
Angrenzend an die Arena lag noch eine größere Freizeitanlage, an der es wieder viele Tischgruppen und Grillplätze gab.
Da wir an diesem Tag gerne noch die Gruta do Natal besuchen wollten und es trotz der Tatsache, dass wir recht zeitig losgefahren waren, bereits 12:30 Uhr war, mussten wir uns aber so langsam etwas beeilen. Nach einigen Schnappschüssen von der Arena und der angrenzenden Anlage sind wir schnell wieder ins Auto gesprungen und haben das nächste Ziel angesteuert.
Zona de Lazer Farol
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, einer langen Treppe in den Klippen am westlichsten Zipfel von Terceira, kamen wir an einem weiteren schönen Leuchtturm vorbei. Hier handelt es sich aber nicht nur um den Leuchtturm an sich, sondern um eine “Zona da Lazer”.
Bereits an der ersten kleinen Stierkampfarena hatten wir irgendwas mit “Zona de Lazer” gelesen und etwas über die “Laserzone” geschmunzelt. So langsam dämmerte uns hier aber, dass es sich dabei wohl um die portugisifizierte Variante des englischen Begriffs leisure handelt, also Freizeit. Hier am Leuchtturm (Farol) gab es nämlich, wie gefühlt an jeder zweiten Ecke, wieder Sitzgruppen, um ein Picknick zu halten.
Hier am Leuchtturm war der Leuchtturm gar nicht das schönste – auch der Leuchtturm war schön, aber generell hat es uns hier einfach optisch super gefallen. Alles sah sehr gepflegt aus und alle Farben strahlten, als seien sie frisch aufgetragen. Das Rot des Leuchtturms zog sich wie in einem Corporate Design durch viele Elemente und das saftige Grün der Bäume rundete alles herrlich ab.
Miradouro da Ponta do Queimado
Die Straße hatte nach dem Leuchtturm noch ein paar Kurven, bis wir am Straßenrand sechs (!!) Arbeiter sahen, die gerade damit beauftragt waren, ein neues Schild für einen Aussichtspunkt aufzustellen. In diesem Fall standen also zwei Autos und sechs Arbeiter hier, und ein oder zwei Arbeiter hatten tatsächlich etwas zu tun. Wir sind aber einfach daran vorbei gefahren, um nach der nächsten Kurve an einer Stelle anzukommen, die sich praktisch als Parkplatz anbot.
Von dieser Stellfläche aus mussten wir vielleicht noch 30 Meter laufen, um bis ans Wasser zu kommen. Hier am Meer standen gerade auch 3 Leute, die angelten. Die Kulisse hier war aber wirklich stark. Im Rücken hatten wir eine bestimmt 10-15 m hohe Felswand, und vor uns den gigantischen Ozean mit nichts als blauem Meer. Rechts von uns führte eine schön angelegte Treppe bis hinauf auf die Felswand. Hier fühlt man sich wirklich etwas klein und unbedeutend, vor diesen Naturgewalten.
Auf den Azoren sieht man übrigens ganz häufig, dass die Kanten von Steinen mit weißer Farbe angemalt sind. Das haben wir auch hier wieder gesehen - und dieser Kontrast mit den Strichen in der natürlichen Form der Steine macht diesen Punkt richtig schön. Ein Traum in schwarz-weiß könnte man sagen.
Wir sind dann über die Treppe wieder hinauf gelaufen, um dann festzustellen, dass wir genau bei den sechs Arbeitern wieder herauskamen. Von hier aus konnte man übrigens den Leuchtturm noch einmal gut sehen. Nach ein paar weiteren Fotos des von unten ehrlicherweise eher langweiligen Leuchtturms sind wir wieder zum Auto gelaufen, um die weiteren Stopps des Tages anzufahren.
Mata de Serreta
Trotz, dass inzwischen Mittagszeit war und unsere Mägen langsam anfingen zu knurren, wollten wir weiter Strecke machen, weil die Zeit langsam etwas drängte. Wir wollten nämlich noch drei Orte besuchen, die um 17:00 Uhr schlossen.
Mit einem Müsliriegel in der Hand sind wir deshalb am Mata de Serreta aus dem Auto ausgestiegen. Bei der Mata de Serreta handelt es sich im Prinzip auch wieder um eine Zona de Lazer, der großzügige Park ist übersät mit Sitzgruppen und Grillstellen. Die Mata de Serreta ist übrigens 1950 eröffnet worden und somit der älteste “Laserzone” der Insel.
Laura hatte in ihrer Vorrecherche einen tollen Brunnen und eine tolle Steintreppe in diesem Park herausgesucht, die es also nun galt, zu finden. Der Park ist ziemlich weitläufig und geht irgendwann in einen Wanderweg über – Paul ist hier etwas schnell vorgeprescht, um auf die Suche nach der Treppe zu gehen. Laura hat sich schlauerweise erst im vorderen Teil genauer umgesehen und so die beiden Highlights des Parks als erste gefunden.
Uns hat der Park ganz gut gefallen, wobei es sich hier inzwischen eher um einen Wald handelt, in dem vor einiger Zeit ein paar Steintische mit Steinstühlen aufgestellt wurden. Die präparierten Wege kann man nach wie vor sehr gut laufen, aber viel zu sehen gab es hier aus unserer Sicht nicht. Der Platz wurde aber tatsächlich zur Mittagszeit von drei Familien genutzt, die hier ihr grillten.
Miradouro do Raminho
Auf dem Weg die Hauptstraße weiter im Uhrzeigersinn Richtung Norden gab es einen Kilometer weiter noch einen weiteren Aussichtspunkt, den Miradouro do Raminho. Hier wurde zu Walfangzeiten auch nach den Tieren Ausschau gehalten – für uns war das diesmal aber nur einen Mini-Stopp wert.
Museu do Vinho
Das erste Mal an diesem Tag konnten wir mal gute zehn Minuten im Auto sitzen, um das nächste Ziel zu erreichen: ein Weinmuseum im Norden der Insel.
Um 14:30 haben wir es endlich geschafft, am Weinmuseum anzukommen. Wir waren immer noch eine Stunde hinter der geplanten Zeit (Die Mittagspause des Museums wäre bereits um 13:30 Uhr zuende gewesen), aber haben zumindest mit dem Museum hier unser erstes Ziel mit eingeschränkten Öffnungszeiten erreicht.
Das Weinmuseum selbst bietet übrigens keine Parkplätze an, sodass wir etwas schauen mussten, wo wir unseren Mietwagen abstellen konnten. Ein paar Meter die (recht steile) Straße, an der auch das Museum liegt, aufwärts, gab es jedoch ein paar Stellplätze parallel zur Straße, an der wir das Auto abstellen konnten. Wie das aussieht, wenn mal kein Corona ist, können wir uns aber nicht wirklich vorstellen.
Am Weinmuseum angekommen traten wir durch das große Tor ein und fragten uns erst einmal, ob wir irgend eine Art Eintrittsgeld zu bezahlen hätten. Auf der rechten Seite gab es ein Gebäude, das am ehesten nach einer Art Rezeption bzw. Shop aussah, weshalb wir zunächst hier fragten, ob wir Tickets kaufen müssten. Dies wurde verneint, trotzdem wurde uns in Ruhe detailliert erklärt, was man sich hier wo ansehen konnte und so sind wir dann einfach über das Museumsgelände gelaufen.
Vorn am Eingang gibt es einen kleinen Hof, an denen eine Hand voll Gebäude angrenzen. Links standen zwei Gebäude, die aktuell aus Corona-Schutz-Gründen nicht zu betreten waren, in denen unter anderem alte Weinfässer gelagert, einigen Schaukästen zu besichtigen und massig alte Werkzeuge ausgestellt waren. Geradeaus führte ein kleines Holztor zu einer kleinen Weinanbaufläche.
Die Weinanbaufläche war hier richtig schön angelegt. Es verlief ein zentraler Weg unter einer Holzkonstruktion entlang, auf der verschiedenste Weinreben wuchsen. Rechts des Weges waren diverse Weinsorten angepflanzt und mit Schildern versehen. Alle paar Meter konnte man über sich ein paar Trauben sehen, alle sehr unterschiedlich weit gereift. Bei dem tollen Wetter an diesem Tag war das insgesamt optisch ein Träumchen.
Hier unter den Reben haben wir uns noch kurz auf eine Mauer gesetzt und ein kurzes Videotelefonat mit der Heimat gemacht – ein toller Ort zum Seele baumeln lassen, obwohl wir gar keine Wein-Trinker sind.
Gruta do Natal
Mit dem Weinmuseum im Norden der Insel haben wir den westlichen Teil der Insel hinter uns gelassen. Den Osten hatten wir am Tag zuvor ja bereits zu einem großen Teil besucht, sodass unser weiterer Weg jetzt durch die Inselmitte an den beiden bekannten Höhlen, der Gruta do Natal und der Algar do Carvao, vorbei wieder in Richtung Angra do Heroismo führte.
Noch früh genug, und zwar um 15:20 Uhr, haben wir es geschafft, an der Gruta do Natal anzukommen. Die Gruta do Natal, ist eine durch Lavaströme geformte Höhle, die inzwischen sowohl touristisch als auch religiös verwendet wird. Wegen der regelmäßigen Weihnachtsmessen wird diese Höhle auch Weihnachtshöhle genannt.
Vom Parkplatz aus sind wir mit kleinem Gorillastativ und Kamera bewaffnet zum Gebäude gelaufen, das am Einsteig in die Höhle errichtet wurde. Hier konnten wir direkt ein Kombiticket kaufen, das auch zum Eintritt in die Algar do Carvao Höhle berechtigt, die wir tatsächlich auch nach dieser Höhle besichtigen wollten. Zu den Tickets gab es noch eine Karte mit ein paar Erklärungen, wo man herlaufen sollte und für jeden noch einen Helm (inkl. Haarnetz) und schon ging es ab unter die Erde.
Trotz diverser Schilder, die ein Stativverbot anzeigten, hat niemand etwas zu dem kleinen Gorillastativ gesagt, sodass wir es einfach mit in die Höhle genommen haben.
Die Höhle war ziemlich gut besucht. Praktischerweise war sie aber auch ganz gut ausgebaut, sodass es überall ausreichend Licht gab und man so nur aufpassen musste, wo man hintrat. Der Boden war nämlich ziemlich uneben.
Zunächst – so sagte es auch der Plan, sollten wir den Weg links herum laufen. Hier unter der Erde gibt es nämlich eine Einbahnstraßenregelung, sodass man sich an engen Stellen nicht gegenseitig den Weg versperrt. Ob das jetzt nur zu Coronazeiten eingeführt wurde, können wir nicht sagen, aber das machte schon Sinn hier, denn es gab schon einige engere Stellen.
Der linke Weg ist praktischerweise ein Rundweg, sodass wir ungefähr auf der Hälfte des Weges die größte Entfernung zum Einstieg in die Höhle hatten. Hier stand auch der Altar, der zu Weihnachten in der Messe genutzt wird. Am Ende des Weges kamen wir wieder am Ausgangspunkt an und konnten nun den etwas engeren, aber nicht weniger spannenden rechten Teil der Höhle besichtigen. Insgesamt war dieser Teil weniger ausgebaut und nicht so einfach zu begehen. An ein paar Stellen muss man sogar etwas klettern, an anderen muss man über den Boden krabbeln, weil der Weg so niedrig ist. Wirklich ein kleines Abenteuer, was wir hier gar nicht so erwartet hätten! Gerade im zweiten Teil der Höhle waren wir ziemlich froh darüber, die Helme auf dem Kopf zu haben, wir wären sonst definitiv um einige Beulen am Hinterkopf reicher gewesen… Insgesamt war es aber auch ziemlich warm hier unten unter der Erde, sodass wir, als wir wieder im Auto saßen erst einmal durchatmen mussten.
Lagoa Negra
Mit dem guten Gefühl wieder an der frischen Luft zu sein, und etwas erleichtert, dass wir noch ausreichend Zeit für den Besuch der zweiten Höhle hatten, haben wir hier noch etwas Zeit verbracht. Gegenüber von dem Gebäude, an dem sich der Einstieg in die Höhle befindet, liegt der Schwarze See – der Lagoa Negra. Wir haben von diesem See zufälligerweise vorher bereits im Internet gelesen, ihn aber als nicht unbedingt sehenswert abgespeichert und ihn deshalb schon fast wieder vergessen. Als wir an diesem Tag aber davor standen und eigentlich eher das Wetter genießen wollten (und noch etwas Drohnenakku übrig hatten), haben wir noch einen kurzen Rundflug über den See riskiert.
Bei vielen Gewässern, so auch bei Seen, ist es nämlich so, dass sie aus der Luft eine ganz andere Wirkung haben, als vom Boden aus. Der Lagoa Negra sah vom Boden (wie erwartet) eher mäßig aus. Aus der Luft entfaltet er aber eine viel mystischere Wirkung: die unmittelbare Nähe zum dichten Wald und die sehr dunkele, wirklich fast schwarze Farbe machen den See zumindest aus der Luft zu etwas ganz besonderem. Das Gebäude oberhalb der Hütte wirkt hier (wenn etwas weniger Autos herumstehen würden) vor dem seichten See neben dem dunklen Wald wie der nächste Drehort für einen düsteren Horrorfilm. Grandiose Atmosphäre hier.
Algar do Carvao
Nach dem Flug über den Lagoa Negra sind wir dann pünktlich zu 16:30 Uhr an der Algar do Carvao angekommen. Wenn man sich etwas ranhält, sollte man den Besuch hier in einer halben Stunde schaffen.
Im Internet haben wir vorher einige Horrorstories gehört, dass man so unendlich viele Stufen laufen muss, um in die Höhle hinein zu kommen. Mit der engen Gruta do Natal im Hinterkopf haben wir deshalb auch schon einige negative Gedanken gehabt: Ist das nicht zu anstrengend? Lohnt sich das überhaupt? Im Nachhinein lassen sich die Fragen natürlich leicht beantworten: Es ist überhaupt nicht anstrengend gewesen und es lohnt sich auf jeden Fall!
Vor der Höhle gab es diesmal sogar einen größeren öffentlichen Parkplatz, als bei der Gruta do Natal, auf dem wir das Auto abgestellt haben. Vom Parkplatz aus muss man noch einige Schritte gehen, bis man wieder an einem Gebäude ankommt, in dem Tickets (und Souvenirs) zur Höhle verkauft werden. Hinter dem Einlass, an dem zumindest aktuell zu Corona-Zeiten eine strenge Einbahnstraßenregelung umgesetzt wird, läuft man zunächst zu einer großen Tür, hinter der sich eine kurze Treppe befindet. Hinter der Stahltreppe läuft man unmittelbar auf einen langen Betontunnel zu. Solche Tunnel kennt man eigentlich nur aus Filmen; man fühlt sich gleichzeitig irgendwie beengt – und etwas versteckt. Wie in einem U-Boot irgendwie; oder wie auf dem Weg in einen versteckten Bunker.
Am Ende des ca. 30 m langen Tunnels fühlt man sich ein kleines bisschen wie in einer neuen Welt. Die Luft ist etwas feuchter und das Licht ist ‘irgendwie anders’. Man bemerkt gleich, woran das liegt: man befindet sich hier nämlich bereits einige Meter unter dem Boden. Oben kann man das breite Loch erkennen, durch das Sonnenlicht in die Höhle hinein fällt. Die Ränder des Loches sind über die Jahre dicht mit langen und feuchten Hängepflanzen bewachsen und auch an den oberen Wänden der Höhle gedeiht viel Gras und Moos. Praktisch konstant tropft von einem der unzähligen Halme etwas Wasser ins innere der Höhle.
Die ersten Schritte durch die Höhle führen zunächst wieder einige Treppenstufen hinab und etwas weiter weg von dem Loch, durch das sowohl das Licht als auch die Tropfen in die Höhle hinein kommen.
Insgesamt ist die Höhle aber sehr weit und luftig, sodass überall immer genug Luft und genug Licht zur Verfügung steht. Die Höhle hier ist das volle Kontrastprogramm zur Gruta do Natal, die ja eher eng und dunkel war. Auch in dieser Höhle gab es einige Wege – von denen man jedoch den selben “Haupt-Teil” der Höhle lediglich aus verschiedenen Perspektiven besichtigen konnte. Mal ein paar Meter tiefer, mal ein paar Meter höher – oder auch 50 m weiter links. Leider war der Weg, der an die tiefste Stelle der Höhle führte, aktuell gesperrt. Da aber die imposanten Felswände auch von oberhalb eindrucksvoll waren, war das gar nicht so schlimm.
Auf dem Rückweg ging es übrigens wieder durch den selben beeindruckenden Tunnel – und wieder zurück auf den Parkplatz.
Furnas do Enxofre
Nachdem wir erfolgreich alle Pflichtpunkte innerhalb ihrer Öffnungszeiten besichtigen konnten, hatten wir nun etwas Zeit die anderen Naturwunder im Zentrum von Terceira zu besuchen. Wie es sich für eine anständige Insel vulkanischen Ursprungs gehört, hat auch Terceira ein geothermal aktives Gebiet, die Furnas do Enxofre, die sich nicht weit von der Algar do Carvao befinden.
Eigentlich sind wir auf unserem Weg von der Gruta do Natal zur Algar do Carvao sogar schon fast daran vorbei gefahren, aber zugunsten der Öffnungszeiten mussten wir halt noch einmal umdrehen.
Wir hatten an dem Tag ja eigentlich noch kaum etwas gegessen, sodass wir nun, wo der Stress nachlies langsam wieder Hunger bekamen, den wir wieder nur mit kalten Snacks befriedigen konnten. Mit einer kleinen Salami und Müsliriegeln in der Hand sind wir also auf dem Parkplatz an den Furnas do Enxofre aus dem Auto ausgestiegen, um das hiesige Geothermalgeibet mit den schön hergerichteten Holzwegen zu besichtigen. Die Tatsache, dass wir hier unsere Snacks essen konnten zeigt schon, dass sich der Schwefelgestank wirklich aushalten lässt. Ein Kommentar zu dem Gebiet hier stimmt demnach zwar, ist aber längst nicht so dramatisch, wie man es lesen könnte:
An diesem Ort kann man selbst in Begleitung furzen… Fällt keinem auf… 5 Sterne. Und sieht nebenbei sehr schön aus :)
Die helle Mittagssonne hatten wir nun natürlich nicht mehr, sodass wir auch die vielen kleinen Dampfsäulen nicht so stark sehen konnten. Dafür war das Gebiet insgesamt, und dazu zählt ausdrücklich insbesondere auch der Weg, echt schön. Aber die Tatsache, dass der überwiegende großteil des Bodens grün bewachsen war, zeigte schon, dass der Boden so heiß gar nicht sein kann. Da sind wir einfach auch ein bisschen Island-geschädigt und hätten vielleicht etwas mehr erwartet…
Lagoa das Patas
Laura hatte irgendwo noch von einem See gelesen, dem Lagoa das Patas. Viel Zeit hatten wir auf Terceira ja nicht mehr, da es am nächsten Tag ja schon weiter auf die nächste Insel ging, sodass wir dachten, wenn wir schon einmal unterwegs sind, sollten wir mitnehmen, was geht.
Wir hatten in Google Maps also irgendwas mit Lagoa das Patas eingegeben und sind drauflosgefahren. Irgendwann bogen wir von einer größeren Straße auf einen kleinen Feldweg ein, waren dabei zwar schon etwas skeptisch, aber trotzdem zuversichtlich. Der Weg war zwar eher “komisch”, aber optisch ziemlich ansprechend. Wir fuhren buchstäblich durch den Wald.
Als wir nach fünf Minuten über eine immer mieserabler werdende Straße immer weiter Feldwege entlang fuhren, hat Paul noch einmal getrennt nach dem Lagoa das Patas gesucht – und knappe 2 km entfernt gefunden. Die zwei Kilometer waren allerdings in unserem Rücken. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Laura in ihrer Route den Wald Reserva Florestal de Recreio da Lagoa das Patas als Ziel eingetragen hatte. Dahin hat uns Google korrekterweise auch navigiert: mitten in den WALD zwischen Feldern und Wiesen. 😅
Wir hatten Glück, dass wir an einer Stelle nachgeschaut haben, an der wir tatsächlich noch ganz gut drehen konnten, was wir natürlich auch direkt getan haben.
Das eigentliche Ziel, der See Lagoa das Patas, liegt direkt an der größeren Straße, von der wir 10 Minuten zuvor abgebogen waren. Wären wir nur 50 m weiter gefahren, hätten wir die Wald-Eskapade gar nicht machen müssen. Aber egal, ein bisschen Abenteuer gehört dazu.
Gegenüber von dem See gibt es einen ausreichend großen Parkplatz, von wo aus wir kurz über die Straße gehen konnten und auf direktem Wege zum See laufen konnten. Der See liegt streng genommen zwar auch mitten im Wald, ist aber sehr gut mit dem Auto zu erreichen. Insgesamt ist es hier ziemlich idyllisch: Neben dem See läuft ein kleiner Bach und um den Bach gibt es viel Moos. Zwischen Bach und See gab es einen kurzen Weg, an dem auch ein paar Tische und Stühle standen und ein Toilettenhäuschen. Auf dem See schwammen einige Enten – was wirklich bemerkenswert ist, weil bisher noch auf keinem See, den wir hier gesehen hatten, Enten schwammen.
Wir haben hier noch ein letztes Mal für diesen Tag unsere Drohne herausgeholt. Seen sind von oben immer faszinierender, als von unten. Insbesondere, wenn sie im Wald liegen. Baumkronen von oben sind einfach klasse.
Miradouro da Serra do Cume
Zu guter Letzt wollten wir unser Glück noch ein Mal herausfordern. Nachdem wir am Vortag am Miradouro da Serra do Cume im dichtesten Nebel standen, wollten wir es an diesem Tag erneut probieren. Bisher hatten wir ja eigentlich Glück mit dem Wetter – und mit ein bisschen Daumen drücken… vielleicht sehen wir ja dieses Mal mehr.
Google Maps zeigte, dass die Fahrt zum Aussichtspunkt ca. 20 Minuten dauern sollte, was uns aber egal war: die Aussicht sollte toll sein und wir waren an unserem letzten Tag auf Terceira; unsere letzten Stunden auf der Insel waren inzwischen angebrochen.
Nachdem wir gute zehn Minuten gefahren waren und uns praktisch auf der Zielgeraden zum Aussichtspunkt unter blauem Himmel befanden kam die nächste typische azoreanische Hürde auf uns zu: Kühe. Pünktlich um 19:00 Uhr (schon krass, wie die Zeit verflogen ist an diesem Tag), trieb nicht etwa nur ein Bauer seine Kühe über die Straßen von einer Weide auf die nächste – als wir an der ersten Herde vorbei waren, fuhren wir geradewegs in die zweite Kuhherde hinein.
Was hier etwas genervt klingt, war in der Situation aber nur lustig. So einen Landwirt, der versucht seine Kühe dazu zu bringen, auf der Straße Platz für Autos zu machen, könnte man in Deutschland als Comedyprogramm verkaufen, so genial ist das. Und die Kühe lassen sich halt von so gar nichts beeindrucken. 😅
Irgendwann, so gegen 19:15 Uhr, haben wir es dann aber doch geschafft, oben am Aussichtspunkt anzukommen. Obwohl der Serra de Santa Barbara, den wir morgens ja besichtigt hatten, weitaus höher liegt, macht die Aussicht hier vom Miradouro da Serra do Cume weitaus mehr her. Von hier hat man einen richtig tollen weiten Blick auf saftige Weiden, die typisch azoreanisch akkurat voneinander abgetrennt sind. Von hier oben sieht alles auch voll nach Teletubbie-Land aus, traumhaft. Richtung Nordosten konnten wir dies mal sogar bis aufs Meer schauen, so klar war die Luft.
Die inzwischen nunmal schon sehr fortgeschrittene Uhrzeit hatte aber gleich zwei Nachteile: Zum einen stand die Sonne so tief, dass wir in Richtung Süden nicht wirklich etwas sehen konnten, weil die Sonne so stark blendete und zum anderen wurde der Wind immer kälter und zog hier auf der offenen Plattform ganz schön. Trotzdem hat sich der abendliche Besuch hier am Aussichtspunkt noch mehr als gelohnt.