Von Horta über die Caldeira bis in den Westen von Faial
Am Vortag hatten wir ja bereits das Walmuseum am Porto Pim-Strand von außen gesehen. Wir hatten im Vorfeld schon viel gutes von dem Museum gehört und wollten das auf jeden Fall besuchen. Darüber hinaus gibt es bei Peter Cafe Sport noch ein Scrimshaw-Museum, also ein Museum, das Kunstwerke aus Walknochen und -zähnen ausstellt. Hier hatten wir am Tag zuvor nach den Öffnungszeiten gefragt und die Auskunft bekommen, dass die Ausstellung jetzt zur Corona-Zeit an drei Tagen die Woche geöffnet sei, jeweils von 10:00 - 12:00 Uhr.
Aus diesem Grund waren unsere ersten Ziele an diesem Morgen eben diese beiden Museen.
Forte de São Sebastião
Da wir recht früh aufgestanden waren und wir noch etwas Zeit vor der typischen azoreanischen Öffnungszeit 10:00 Uhr hatten, wollten wir auf unserem Weg zum Museum noch einen kurzen Halt an einer alten Festung, dem Forte de São Sebastião machen. Das Fort hatten wir am Tag zuvor schon vom Monte da Guia aus gesehen und im Internet hatten wir vorher gelesen, dass man hier auch durch das Fort selbst laufen könne.
Einige Meter vor dem Fort gibt es ein paar Parkplätze auf dem Seitenstreifen, wo wir das Auto abgestellt haben. Von hier aus gibt es schon einmal einen tollen Blick auf die Bucht – und auf den Monte da Guia von unten.
Nachdem wir allerdings die paar Schritte zum Fort gelaufen waren, mussten wir leider wieder umdrehen, weil das Fort (wie gefühlt alle historischen Festungen, die wir besuchen wollten) geschlossen war. Auch, wenn das natürlich schade war: Man fährt eigentlich sowieso an diesem Fort vorbei zum Porto Pim-Strand und die tollen Sicht in die Bucht ist trotzdem toll.
Als wir an der alten Walfabrik am Beach of Porto Pim angekommen waren, war das Tor vom Museum bereits offen und als wir herein gingen sagte man uns, dass wir wegen Corona eigentlich vorher einen Besichtigungstermin hätten vereinbaren sollen – das wussten wir allerdings nicht. Die nette Mitarbeiterin war aber sehr flexibel und es war kein Problem, für die nächste Führung – Beginn 11:00 Uhr – Plätze zu buchen. Wir haben die Zeit dazwischen einfach genutzt, und sind zum Scrimshaw Museum bei Peter Cafe Sport gefahren.
Scrimshaw Museum im Peter Cafe Sport
Als erstes sind wir an diesem Tag also zum Scrimshaw Museum über dem Peter Cafe Sport. Gegen 10:15 sind wir hier im Cafe angekommen, und waren nun auch das erste Mal so richtig in der alten Gaststube. Am Vortag haben wir hier zwar schon einmal kurz rein gelukt, aber wir wollten natürlich den Betrieb des vollen Restaurants nicht wirklich stören, um ein paar Fotos zu machen. Dazu hatten wir jetzt aber mal etwas Zeit, da recht wenig los war. Im Cafe/Restaurant drin, war um diese Uhrzeit nur ein Tisch besetzt mit zwei Männern. Diesen schmeckte das Bier allerdings schon sehr gut :)
Links neben der eigentlichen Theke gab es eine Tür, die zu einer Treppe hinauf ins Scrimshaw Museum führt; vor der Tür gab es eine Kasse, an der für 2,50 € pro Person Tickets verkauft wurden. Wegen Corona wurden aber immer nur 5 Leute gleichzeitig ins Museum gelassen, damit die Abstände eingehalten werden konnten. Nach bestimmt 15 minütiger Wartezeit ist Paul erst einmal alleine hoch gegangen. Als er oben war, hat die Mitarbeiterin, die hier oben die Führungen veranstaltete aber auch die Erlaubnis ausgesprochen, dass auch Laura trotz der Personenbegrenzung mit hoch kommen dürfte. Als wir gerade beide oben waren, sind die anderen Gäste aber fertig gewesen und sind runter gegangen. Es war aber inzwischen schon 10:30 und wir hatten die Führung am Porto Pim für 11:00 Uhr gebucht. Da das Scrimshaw Museum aber nicht allzu groß war, passte die Zeit trotzdem ganz gut.
Die Museumsmitarbeiterin hier hat uns eine richtig tolle Führung gegeben. Auf gutem Englisch hat sie uns die Geschichte des Cafes, der Insel und ihrer historischen Bedeutung und insbesondere von Peter, der eigentlich gar nicht Peter hieß, erzählt. Das Cafe war schon zur Zeit nach dem ersten Weltkrieg, ab 1918 ein Treff für internationale Gäste. Das Seekabel, das Europa und Amerika verband, verlief durch Faial und englische Telegrafen gingen hier bei Peters Cafe Sport ein und aus. Die internationalen Gäste führten auch dazu, dass hier mit allen möglichen verschiedenen Währungen bezahlt wurde und sich das Cafe zu einem günstigen Geldwechsel-Dienstleister entwickelte. Lange Zeit haben sogar die lokalen Banken, wenn es ums Geld wechseln ging, auf Peter Cafe Sport verwiesen. Verrückte Zeiten.
Alles, was wir hier gehört haben, ist leider nicht hängen geblieben, dafür sind zu viele verschiedene Eindrücke auf uns eingeprasselt, nicht nur an diesem Tag, sondern auf unserer ganzen Reise. Falls jemand aber mal in die Situation kommt, auch auf Faial zu sein: Man sollte ich auf jeden Fall eine knappe Stunde Zeit nehmen, um der sehr netten Führung hier zuzuhören und sich die beeindruckenden Exponate, auf die wir noch gar nicht eingegangen sind, in aller Ruhe anzuschauen.
Wir haben der Mitarbeiterin früh gesagt, dass wir um 11:00 Uhr in der alten Walfabrik beim Porto Pim sein müssen, weshalb sie sich auch etwas beeilt hat, ihre ganzen Informationen los zu werden. Wir hatten dann nur noch knappe 10 Minuten die unzähligen filigran verarbeiteten Walzähne und Knochen zu betrachten. Von bemalten Zähnen mit Gesichtern oder Booten bis hin zu fein geschnitztem Schmuck oder Dekorationen aus Walknochen gab es hier wirklich alles. Schon krass, wie viele Wale für diese Ausstellung ihr Leben geben mussten. Der Walfang war über Jahrhunderte die Einnahmequelle der Azoren und auch heute sieht man davon noch sehr viel, auch wenn er seit dem Verbot 1984 nicht mehr praktiziert wird.
Fabrica da Baleia de Porto Pim
Auf die Minute pünktlich haben wir es dann zur alten Walfabrik am Porto Pim geschafft – hier ist es mal wieder von Vorteil, wenn die Wege einfach nicht so weit sind. Hier waren erstaunlich viele Kinder, die auf dem Hof spielten – vielleicht machte gerade eine Schule einen Ausflug hier hin?
Schon auf dem Hof wurden wir von einem Mitarbeiter begrüßt, der uns auch den Eingang zur Kasse zeigte, wo wir unsere Tickets kauften und quasi direkt los konnten auf unseren Rundgang durch die alte Fabrik.
Hier hatten wir wirklich eine Privatführung; wir sind gemeinsam mit einer Mitarbeiterin bestimmt 40 Minuten lang durch das Museum gelaufen. Dabei hat sie uns vom Walfang von den traditionellen Walfangboote und dem halbstündigen Todeskampf der Tiere bis zur Verarbeitung und wann welche Maschine verwendet wurde, alles detailreich erklärt. Hier im Museum gab es auch noch einige Portraits und Interviews mit früheren Walfängern. Der Walfang gehört hier auf den Azoren zwar der Geschichte an, aber alles ist noch so frisch. Die Fabrik, die 1942 mit ihrer Aktivität begann, ist übrigens seit 1975 nicht mehr in Betrieb.
Im Zentrum des Museums war übrigens noch das Skelett eines Wales ausgestellt. Unsere Führerin betonte aber, dass diese Walkuh eines natürlichen Todes gestorben sei und an die Küste getrieben sei.
Der Walfang ist seit einer gefühlten Ewigkeit stark verbunden mit den Azoreanern und auch die Kultur ist stark mit dem Walfang verbandelt. Wir können uns gut vorstellen, dass das Verbot des Walfangs ein einschneidendes Erlebnis für viele Azoreaner war. Die großen Maschinen, die verschiedenen Schaukästen mit Harpunen und Lanzen und die vielen Fotos der Arbeit mit den Tieren sind schon sehr beeindruckend.
Nach unserem Rundgang wollten wir eigentlich noch einmal in Ruhe durch das Museum laufen, was wir aber leider (eigentlich) nicht durften. Auch das ist offenbar den Corona-Vorsichtsmaßnahmen geschuldet. Mit ganz lieb fragen durften wir dann allerdings doch noch einmal ganz kurz ein paar Bilder machen und sind schnellen Schrittes mit der Kamera durch die Fabrik gelaufen – wo noch einige mittelprächtige Fotos entstanden sind. Der Besuch hat sich aber alle Mal gelohnt.
Travessa da Misericordia
Nachdem wir unsere Dosis Walmuseum für diesen Tag hinter uns hatten, war unser nächstes Ziel der botanische Garten. Auf dem Weg zum botanischen Garten haben wir wieder ein paar Zwischenstopps gemacht, zum Teil geplante, aber auch ungeplante, wie diesen hier.
Mit dem Auto ging es vom Porto Pim ziemlich zentral durch die Stadt in Richtung Inselinneres. Dabei sind wir zuerst an einer imposanten Wand aus Traumfängern vorbei gekommen und wenige Meter weiter gab es rechter Hand eine Gasse, über die bunte Regenschirme gespannt waren.
Wollten wir an der Traumfänger-Wand erst noch vorbei fahren, konnten wir aber zwei optische Highlights nicht einfach so ignorieren. Praktischerweise haben wir gegenüber der Gasse mit den Regenschirmen einen Parkplatz am Seitenstreifen bekommen (die Parkplätze waren ziemlich gut gefüllt!) und konnten hier einmal aussteigen und uns orientieren. Wir befanden uns offenbar mitten in Horta, genauer gesagt an der Kreuzung Rua Comendador Ernesto Rebelo / Travessa Misericordia, über die diese Schirme gespannt waren. In dieser Gegend war übrigens recht viel los.
Igreja do Santíssimo Salvador
Von der Regenschirm-Straße ging es an die Traumfänger-Wand. Die Traumfänger waren an einer ca. 3-4 m hohen Hecke befestigt, die unterhalb der Kirche Igreja do Santíssimo Salvador stand. Die Wand war nur 200 m von der Regenschrim-Straße entfernt, sodass wir doch noch ein kurzes Stück jenseits des Wassers durch Horta gelaufen sind.
Torre do Relógio & Jardim Florêncio Terra
Wo wir gerade noch zu Fuß in Horta unterwegs waren und das Auto ganz gut stand, haben wir uns noch spontan dazu entschieden, noch zum Torre do Relógio zu laufen. Der Turm war auch nur 400 m von der Kirche entfernt – aber auf der anderen Seite des Autos, das sich auf halbem Weg befand. Auf dem Weg hierhin sind wir tatsächlich noch an zwei interessanten Orten vorbei gekommen. Zum einen am imposanten Sociedade Amor da Pátria, einem Gebäude, das offenbar irgendwas mit Freimaurern zutun hat, wenn Google Translate und Wikipedia uns nicht vollkommen in die Irre führen. Keine Ahnung, klingt aber spannend:
Die Heimatliebe Society MHM ist eine Gesellschaft freimaurerischen in der Stadt gegründet Horta, Azoren, am 28. November von 1859. Die Freimaurerloge unter dem Einfluss der Grande Lusitano Oriente unter dem Motto „Die Liebe zum Vaterland leitet uns“ hat sich die Gesellschaft des Vaterlandes im Rahmen der Faialense und der Azoren für ihre altruistischen, sozioökonomischen und kulturellen Zwecke durchgesetzt.
Irgendwann später kamen wir noch an den sehr unscheinbaren Studios eines Fernsehsenders vorbei.
Bei dem Torre do Relógio handelt es sich um einen hübschen kleinen Turm neben einem Park, dem Jardim Florêncio Terra. Der Turm ist ein Kirchenturm, so richtig mit Glocke und Uhr und steht an einer ziemlich hohen Stelle von Horta, sodass man von oben bestimmt eine gute Aussicht hat. Der Turm war aber, wie so vieles in unserer Zeit auf den Azoren, nicht für Publikumsverkehr geöffnet.
Unterhalb des Turms befand sich ein kleiner Spielplatz und ein kleiner Bolzplatz, was aus unserer Sicht die Gesamtoptik etwas beeinträchtigt hat.
Links hinter dem Turm lag der Garten Jardim Florêncio Terra, einem noch etwas höher gelegenen Park mit einigen schönen Bäumen und coolen roten Eyecatchern, wie einem kleinen runden überdachten Pavillion und ein paar Bänken. Von hier oben hatte man nochmal einen schöneren Blick auf den Turm und in der Ferne hätte man, bei besserer Sicht, auch bis nach Pico sehen können.
Jardim Botânico do Faial
Vom Zentrum von Horta aus sind wir mit dem Auto nur knappe fünf Minuten gefahren, bis wir mitten im Grünen und vor dem Eingang in dem botanischen Garten, waren.
Der Eintritt in den botanischen Garten ist mit 7,50 € pro Person mit der teuerste Eintritt, den wir auf den Azoren zahlen mussten. Im Vergleich zu anderen Sehenswürdigkeiten, war dieser Preis hier total überteuert und im Nachgang hätten wir diesen Stopp lieber nicht eingelegt. Aber noch einmal zum Anfang: Im Eingangsbereich, direkt im Anschluss an den Kassenbereich mit Shop gibt es hier eine Mini-Ausstellung, in der neben einem großen 3D-Modell der Insel viele Informationen in Infotexten an den Wänden zu finden waren. Gegenüber des kleinen Ausstellungs-Teils gab es einen kleinen Raum, in dem jedem Gast ein kleiner Informations- (bzw. Werbe-) Film des botanischen Gartens präsentiert wurde. Wir hatten hier wieder eine Privatvorstellung des Films, obwohl im Raum normalerweise Platz für 10 Leute gewesen wäre.
Der botanische Garten hier auf Faial konzentriert sich intensiv auf die Konservierung aussterbender Arten. Es gibt hier eine große tiefgekühlte Samenbank von diversen endemischen Pflanzen, die eigentlich längst ausgestorben sind. Auf Basis der Arbeit des hiesigen botanischen Gartens konnten sogar einige eigentlich schon ausgestorbene Arten wiederbelebt werden, die jetzt wieder in der Wildnis wachsen.
Nach der Filmvorführung haben wir unseren Weg durch den Park begonnen. Insgesamt hat uns die Anlage aber überhaupt nicht überzeugt. Die Beete waren nicht sonderlich gut gepflegt und irgendwie hat auch kaum noch etwas geblüht. Wir sind jetzt nicht so die Pflanzen-Narren, aber wir hatten irgendwie damit gerechnet, dass Ende August noch ein paar mehr Blüten zu sehen sind, zumal die Straßen ja zum Teil noch im tiefsten Lila und Gelb blühen.
Der botanische Garten hatte für uns im Prinzip zwei “Highlights”, zum einen die architektonisch nette Brücke, die über eine Straße führt und zum anderen das Orchidarium, einem Gewächshaus für Orchideen. Hier sind wir hindurch gelaufen und haben unzählige Arten Orchideen sehen können – aber auch andere kleine Beete waren dort angelegt, die etwas besser gepflegt waren, als die draußen.
Es hätte auf der anderen Seite des Hauptgebäudes noch einen zweiten Teil des Parks gegeben, aber da uns der erste Teil nicht überzeugt hatte, hatten wir gar nicht mehr die große Lust dort auch noch durch zu laufen. Stattdessen haben wir uns entschieden wieder zurück zum Auto zu laufen, um zu dem Highlight der Insel zu fahren, das wohl jeder Tourist besucht: den Vulkan Caldeira in der Inselmitte.
Vulkan Caldeira
Der große Vulkan, der Faial zu einem großen Teil geformt hat, befindet sich leicht nordwestlich vom Zentrum der Insel. Der Vulkan hat einen tiefen Krater in der Mitte und um den Krater führt ein 8 km langer Wanderweg.
Vom botanischen Garten aus sind wir also den Weg hier hinauf gefahren. Dadurch, dass der Caldeira das Ausflugsziel auf Faial ist, waren die Straßen ziemlich gut ausgebaut und am Ende der Straße gab es auch einen guten Parkplatz, auf dem wir das Auto wieder kostenfrei abstellen konnten.
Vom Parkplatz aus hatten wir dann zwei Möglichkeiten: Ein kleiner Tunnel führte ein paar Meter unterhalb des Kraterrandes auf eine Plattform, von der aus man in den Vulkan hinein schauen konnte und links von dem Tunnel führte eine Treppe hinauf auf den Kraterrand, von wo aus man die Wanderung um den Vulkan herum antreten konnte.
Als erstes sind wir die paar Treppenstufen hinauf auf den Kraterrand gelaufen. Als wir hier oben standen, haben wir erst realisiert, wie groß dieser Vulkan tatsächlich ist. Da es aber ziemlich nebelig war, haben wir gar nicht allzu weit schauen können. Ein paar Schritte sind wir mal los gelaufen, um zu schauen, ob wir irgendwo noch etwas spannendes sehen könnten, sind aber bei dem Weg links herum recht früh wieder umgedreht. Der Weg rechts herum führte zunächst zu einem sehr kleinen gemauerten Unterstand, auf dem ein steinernes Kreuz stand. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um eine Betstätte.
Der Nebel im Vulkaninneren zog recht schnell, sodass wir immer wieder auch die Kraterseen sehen konnten – wenn auch jeweils nicht lang. Das hat uns zu der Idee geführt, einfach mal unsere Actioncam aufzubauen, um ein kurzes Zeitraffervideo aufzunehmen, auf dem man dem Nebel beim vorbeiziehen zusehen kann.
Also haben wir die Kamera aus dem Auto geholt und sind dann einfach durch den Tunnel gelaufen, um auch diesen Alternativausblick zu sehen. Hier gab es auch ein hölzernes Geländer, an dem wir die Kamera problemlos festmachen konnten.
So ein Zeitraffervideo braucht natürlich etwas Zeit, die wir für eine kurze Mittagspause mit Müsliriegeln und Keksen genutzt haben.
Nachdem wir mit dem Video zufrieden waren, sind wir wieder ins Auto gestiegen, um unseren Weg nun in Richtung Norden fortzusetzen.
Miradouro bei Caldeira
Vom Hauptparkplatz am Caldeira führten prinzipiell zwei Straßen wieder nach unten. Die Straße, über die wir kamen verläuft in Richtung Südost, die andere in Richtung Nordost. Da wir nach Norden wollten, haben wir uns für die zweitere Straße entschieden. Kurz nach der Abbiegung auf diese Straße kamen wir schon an einem großzügigen Miradouro an, von wo aus wir bis zur Küste schauen konnten. Vom Nebel, in den der Caldeira eingepackt war, war hier, vielleicht 400 m entfernt nichts mehr zu sehen.
Miradouro bei Caldeira #2
Recht schnell wurde aus der geraden Straße, die vom Vulkankrater weg führte eine ziemlich kurvige Serpentinenstraße aus Schotter. Kurz nachdem wir die Serpentinen hinter uns gelassen hatten, kamen wir wieder auf eine größere Straße, die EN2-2A, die in Richtung Nordwesten führt.
Nach knappen 3 km auf dieser Straße haben wir den nächsten Aussichtspunkt erreicht. An diesem Aussichtspunkt gab es wieder einen Heiligenschrein und unzählige Hortensien. Wenn man auf die niedrige Mauer kletterte, die den Platz hier umgaben, konnte man sogar noch bis an die Küste schauen. Der Miradouro lag auf dem Weg, weshalb wir hier angehalten sind – sonderlich toll war der Blick von hier aber nicht.
Miradouro da Ribeira das Cabras
Nach einiger Zeit traf die Straße, auf der wir uns befanden, auf die nächst größere Straße, die Hauptstraße EN1-1A, die die ganze Insel einmal umrundet.
Auf dieser Straße hatten wir im Voraus bereits einen weiteren Aussichtspunkt herausgesucht. Eigentlich wollten wir nicht mehr an jedem Aussichtspunkt anhalten, da wir bereits so viele gesehen hatten, aber just dieser Aussichtspunkt, der Miradouro da Ribeira das Cabras sah von der Straße aus so gut aus, dass wir hier doch noch einmal angehalten haben.
Lustigerweise haben wir auf dem gesamten Weg vom Caldeira bis hier hin drei Frauen, die schon gleichzeitig mit uns oben am Vulkankrater saßen, an jedem Aussichtspunkt getroffen, an dem wir gehalten haben.
Vom Aussichtspunkt von Ribeira das Cabras konnten wir wieder ganz viel Küste sehen. Vorn lag der Ort Praia do Norte, und am Horizont konnten wir bis zum Ende der Insel, zum Vulcão dos Capelinhos, sehen.
Eigentlich hatten wir noch geplant in das Dorf hinunter zu fahren, um hier an den Strand zu gehen, aber wegen der fortgeschrittenen Uhrzeit (es war bereits 15:30 Uhr) wollten wir lieber unseren Trip fortsetzten, um noch früh genug am Westende der Insel anzukommen. Hier am Vulcão dos Capelinhos gibt es nämlich ein tolles “Besucherzentrum”, das eigentlich ein Geologiemuseum ist. Wie üblich auf den Azoren, schloss auch dieses Museum um 17:00 Uhr, sodass wir uns etwas ranhalten mussten, wenn wir noch früh genug ankommen wollten, um in das Museum hinein zu gehen.
Centro de Interpretacao do Vulcano
Nach ca. zwanzigminütiger Fahrt sind wir in der trockenen Vulkanwüste am Vulcão dos Capelinhos angekommen, sodass wir noch eine knappe Stunde Zeit hatten, um uns das Museum anzuschauen.
Hier am Vulcão dos Capelinhos gibt es neben dem Besucherzentrum auch einen alten Leuchtturm, der nicht mehr in Betrieb ist, und einen Hafen. Von der Straße aus sind wir erst auf einen großen Parkplatz in der Nähe des Leuchtturms gefahren, sind dann aber, weil wir kein Besucherzentrum gesehen hatten, aber erst noch einmal weiter gefahren, mit dem Gedanken, dass wir das wohl bestimmt noch sehen werden. Als wir aber noch eine Minute weitergefahren waren und nichts passendes gefunden hatten – und auch im Hinterkopf hatten, dass sich das Besucherzentrum unter der Erde befinden sollte, sind wir wieder umgedreht und haben das Auto final auf dem Parkplatz, in der Nähe des Leuchtturms, abgestellt.
Von dem Parkplatz aus verlaufen zwei kunstvolle Wege in die gleiche Richtung – einmal zum Leuchtturm und einmal links neben den Leuchtturm. Wir haben den Weg, der links neben den Leuchtturm führt, genommen. Der Weg ist etwas abschüssig und führt tatsächlich in das unterirdische Besucherzentrum, das sich links unter dem Leuchtturm versteckt.
Das Besucherzentrum selbst ist richtig hübsch; Der Eingangsbereich sieht irgendwie futuristisch aus. Hier haben wir unsere Eintrittskarten gekauft, nachdem der Kassierer uns bestätigte, dass es sich tatsächlich noch lohnte, um 16:00 Uhr den Rundgang zu beginnen. Er erklärte zudem noch, dass es gerade eine temporäre Ausstellung zum Thema Vulkansgestein gäbe und dass wir im Anschluss unseres Rundgangs noch auf den Leuchtturm hinauf gehen dürften, der aber um 17:00 Uhr schließen würde.
Wir haben also unsere Runde durch das Museum gestartet – pflichtbewusst erst im temporären Teil, der noch einmal anschaulich zeigte, welche verschiedenen Gesteinsarten bei so einem Vulkanausbruch entstehen. Ziemlich cool zu sehen, wie man den Steinen an ihren Mulden in Flussrichtung wirklich ansieht, dass es sich um abgekühlte Lava handelt.
Dann ging es weiter in den festen Teil der Ausstellung, der auch optisch etwas mehr hermachte. Hier konnte man primär etwas über den Vulkanausbruch lernen, der hier in den Jahren 1957-1958 stattgefunden hat und eine ganze neue Landzunge geschaffen hat. Es gab sogar noch alte Filmaufnahmen von diesem Ereignis. Vorher hätte ich tatsächlich gedacht, dass ein Vulkanausbruch in aller Regel eher was mit Angst und Leid zutun hat, aber diese Museum hier vermittelte eher den Eindruck, dass die Azoreaner sich darüber gefreut haben, dass hier, wo sowieso kaum jemand lebte, noch etwas Land hinzugekommen ist. Disclaimer: Dieser Eindruck kann auch täuschen.
Nach diesem Teil der Ausstellung gab es noch zwei große Räume, in denen zu jeder Azoreninsel eine große Tafel an der Wand hing, die einige wichtige Kennzahlen, einen kurzen Beschreibungstext und eine topologische Karte der Insel zeigten. Und es gab ein tolles Video mit unzähligen genialen Drohnenaufnahmen der Inseln. Allein dieses Video hätten wir uns bestimmt eine Viertelstunde lang anschauen können.
Farol da Ponta dos Capelinhos
Vom Museum aus führte zum Abschluss eine Treppe direkt zum Fuß des Leuchtturms. Hier saß ein Mitarbeiter und lies immer nur eine begrenzte Anzahl an Personen hinauf, sodass sich bereits eine kurze Schlange gebildet hatte. Vor uns war eine Familie mit zwei Kindern im Kindergartenalter, die kurz bevor sie hätten hinauf gehen dürfen, die Geduld verloren und wieder gefahren sind. Wir haben die Wartezeit genutzt und uns etwas abgewechselt, sodass jeder schon mal ein paar Fotos vom Außengebäude und dem Meer machen konnte.
Als wir dann hinein durften, hieß es 140 Treppenstufen durch den engen Turm hinauf laufen. Auf dem Weg gab es immer wieder kleine Fenster, die allerdings so dreckig waren, dass man kaum etwas erkennen konnte, wenn man durch sie hindurch schaute. Was sie auf jeden fall gebracht haben sind zwei Dinge: sie spendeten etwas Licht und man konnte in etwa erahnen auf welcher Höhe man sich aktuell befand, wenn man versuchte auf den Boden zu schauen.
Oben, am Ende der langen Wendeltreppe, gab es noch eine kurze Leiter und dann waren wir ganz oben auf dem Leuchtturm und hatten einen grandiosen Ausblick. Wir sind hier bestimmt fünf mal komplett drumherum gelaufen, haben die Aussicht auf uns wirken lassen und unzählige Fotos gemacht.
Wir waren an diesem Tag tatsächlich die letzten, die oben auf dem Leuchtturm waren. Als wir wieder unten waren, fragte uns der Leuchtturmwärter, ob noch weitere Personen oben seien und als wir das verneinten, schloss er die Tür hinter uns ab.
Als wir wieder unten waren, waren wir aber noch nicht fertig damit, diese grandiose Vulkanwüste auf uns wirken zu lassen. Wir haben noch kurz unsere Drohne aus dem Auto geholt, um ein paar Luftaufnahmen vom Leuchtturn und von der großen braunen Landschaft zu machen. Die ganze Fläche ist übrigens so weitläufig, dass wir an diesem Tag den Rekord an zurückgelegter Strecke mit unserer Drohne gebrochen haben.
Ponta de Castelo Branco
Als letztes haben wir an diesem Abend noch einen Stopp am Ponta de Castelo Branco eingelegt. Hierbei handelt es sich um einen riesigen Stein, der im Südwesten von Faial im Wasser liegt. Mit dem Auto kann man zwar noch ein ganzes Stück von der Hauptstraße aus in Richtung Stein fahren, muss aber irgendwann an einem kleinen Parkplatz das Auto stehen lassen und die letzten 300 m in Richtung Stein zu Fuß gehen. Irgendwann endet der Weg in einer Sackgasse, in dessen Mitte eine Hinweistafel steht. Von hier aus schaut man ziemlich zentral auf den riesigen Stein.
Auf den Stein hinauf konnte man übrigens nicht gehen.
Kurz nachdem wir hier waren, kam übrigens noch ein weiteres älteres deutsches Paar an. Als wir gegenseitig bemerkten, dass wir alle deutsch sprachen, haben wir uns etwas ausgetauscht. Die beiden kamen gerade von São Miguel und waren begeistert und wollten am nächsten Tag anfangen, Faial zu erkunden. Der Hund sei ihnen einfach gefolgt, sie hatten den Eindruck, dass er sich hier gut auskenne. Lustigerweise waren die beiden in der gleichen Unterkunft wie wir untergebracht, die nur noch 1,5 km Luftlinie von hier entfernt war und der Hund gehörte offenbar zur Unterkunft.
Für uns war nach dem interessanten Gespräch mit den beiden deutschen am Ponta de Castelo Branco aber der Tag zu Ende. Wir mussten nämlich noch Koffer packen, da es am nächsten Tag schon wieder weiter gehen sollte nach São Jorge.